Dormagen. Am heutigen Dienstag werden viele am Abend in die Kulturhalle pilgern. Für gutes Theater oder Kabarett legen die Dormagener Kulturfreunde gerne einmal 25 Euro pro Ticket auf den Tisch. Heute ist beim Stadtparteitag der CDU der Eintritt frei. Es wird heißer Stoff vom Allerfeinsten geboten. Es geht um höchst attraktive Frauen, die nach oben wollen und die CDU Dormagen mit ihrer erfrischenden Art schon jetzt befruchten und aus dem Schlafwagen locken. Wir fragen den Kenner der Dormagener Polit-Szene, Rheintoday-Chefredakteur Frank Möll, wie er die Sachlage einschätzt.
Herr Möll, Sie haben als erster über die aktuellen Vorgänge geschrieben. Oliver Baum vom Rheinischen Anzeiger hat noch weitere unglaubliche Dinge herausgefunden und gestern online unter meindormagen.de veröffentlicht. Die NGZ zieht heute nach. Was ist denn da los?
Es geht um Macht. Wer morgen Parteivorsitzende wird, hat auch das Zugriffsrecht auf die Bürgermeister-Kandidatur. Die CDU ist bundespolitisch enorm im Aufwind. Das ist auch gut für die Dormagener Union. Beim SPD-Bürgermeister machen sich die üblichen Abnutzungserscheinungen bemerkbar, die es nach langen Regierungsperioden immer gibt. Ihm wird vorgeworfen, dass er verschwenderisch ist, was ich pauschal nicht so sehe. Die Diskussion um seinen Luxus-Dienstwagen, den ihm die Grünen als Elektro-Sonderedition eingebrockt haben, schadet der Verwaltungsspitze und der SPD. Fraktionschef Dries sah heute in seinem Durchhalte-Video genervt und müde aus. Erik Lierenfelds Anhänger distanzieren sich von ihm. Der Ex-Personalchef Norbert Hütten hat seinen Beratervertrag vorzeitig gekündigt und erzählt jetzt viel im Städtchen. Natürlich nur positives. Auf einer Facebook-Seite wird er gedisst. In Dormagen gibt es seit dem 2. Weltkrieg keinen Bürgermeister, der drei Wahlperioden hintereinander durchgehalten hat. Wenn erstmals eine junge Frau antritt, die auch Schützenfest die Parade abnehmen und in der Kutsche sitzen wird, ist das schlichtweg sexy, weil neu. So wie Erik Lierenfeld neu, jung und sexy war. Ich habe schon vor einem Jahr geschrieben, dass unser Bürgermeister nicht mehr antreten wird. Dass sein Freund Peter-Olaf Hoffmann jetzt in der CDU megamäßig Gas gibt, ist ein weiteres Indiz. Auch dass Fraktionschef Dries aufgebaut wird und auch unter die Video-Blogger gegangen ist, um sich als möglicher Nachfolger bekannter zu machen, deutet auf die These hin.
Wenn sich aber die CDU heute in der Kulle weiter zerlegt, wird der Bürgermeister trotzdem die Sektkorken knallen lassen…
… nein! Das wird er nicht tun. Er hat gerade einen seiner liebsten Menschen verloren, den er nächste Woche zu Grabe tragen wird. Karneval war er schon bei der Schlüsselübergabe nicht anwesend. Er hat wichtigere Gedanken im Kopf und einen anderen Schmerz im Herzen. Außerdem kann es gut sein, dass der CDU-Parteitag morgen abgesagt und verlegt wird. Oder aber die Versammlung beantragt eine Verlegung, denn es sind ungeheuerliche Dinge passiert.
Was denn genau?
Die aktuelle Stadtverbandsvorsitzende Anissa Saysay hat im Vorfeld der Wahl die Mitgliederkartei aufgehübscht, in dem sie Freundinnen und Freunde aus ganz Deutschland in den Dormagener Stadtverband geholt hat. Für 27 Neumitglieder hat sie die Zahlung der Mitgliedsbeiträge übernommen, was nach Meinung von Kreisparteichef Ansgar Heveling nicht statthaft ist. Aus diesem Grunde wurden diese fremden Neu-Mitglieder vorerst nicht aufgenommen und stehen morgen auch nicht als Stimmvieh für Frau Saysay zur Verfügung. Weitere Neumitglieder haben als ihren Wohnort den Raphaelsweg „4711“ in Dormagen angegeben. Dort wohnt Frau Saysay. Die Stadtverwaltung muss jetzt schauen, ob die Mülltonnengröße für so viele Neubewohner ausreicht. Das könnte teuer werden. Sollte aber eine Vorsitzende gewählt werden, gibt es garantiert ein juristisches Nachspiel und Anfechtungen der Wahl. Der ehemalige Richter und Bürgermeister a.D Peter Olaf Hoffmann und andere Advokaten sammeln bereits Material.
Foto: dpa (Frank Möll)
Mehr Hintergründe zum Streit in der Neusser CDU, nachdem sie den islamischen Halbmond in ihr Parteilogo aufgenommen hat. Macht die CDU Dormagen einen ähnlichen Fehler? Hier zum Artikel der Süddeutschen Zeitung, die nicht im Verdacht steht, muslimenfeindlich zu sein: Muslimischer Halbmond schadet CDU
Hört sich nach spannendem Theater an.
Nun, solche Wahlmanipulationsversuche gab es immer schon in allen Parteien. Katrin Möll hat einmal mit wenigen Mitstreitern die komplette FDP Dormagen als Stadtparteichefin übernommen. Dafür brauchte sie nur 20 Neumitglieder. Das waren allerdings echte Dormagenerinnen und Dormagener, die später zum Teil auch im Stadtrat ehrenamtlich zum Wohle der Stadt gearbeitet haben. Ein Neu-Liberaler war der berühmte DJ Wolle. Ich bin aber noch etwas geplättet, da mich gerade die ehemalige CDU-Sekretärin und Jugendfreundin meiner Mutter, Ursula Weisner platt gemacht hat.
Warum ging es denn in dem Gespräch?
Ich hätte auf die nordafrikanische und islamische Herkunft von Frau Saysay rumgeritten, was rassistisch sei. Außerdem müsse man mit der Zeit gehen und den Weihnachtsmann akzeptieren, den Frau Saysay der Seniorenunion präsentiert. Der echte Nikolaus mit Mitra und Bischofsstab sei halt nicht mehr so oft vertreten. Ich habe der lieben Urusla Weisner gesagt, dass meine Ehefrau Phonphimon Möll selbst auch keine Christin sei, sondern Buddhistin. Aber wenn sie bei der C-Partei mitmacht, muss sie auch die chrstlichen Werte unverfälscht unterstüzen.
Das war alles?
Nein, Frau Weisner hat gesagt, dass für sie nur einen Gott gibt. Da hat sie ja auch recht, für Christen gibt es nur einen einen Gott. Der Gott der Juden. Und Christen im arabischen Raum nennen Gott Allah. Alles gläubigen Muslime, die ich aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herzlichkeit und guten Taten auch bewundere. Aber Frau Saysay baut sich ihren eigenen Glauben zurecht, der in dieser verwässerten Form nichts in der Partei Adenauers mit dem C im Namen zu tun hat. Mehrfach meint sie die Menschen in die Irre zu führen, in dem sie behauptet, dass mit der Geburt Jesu Christi Muslime und Christen verbunden sind. Das Gegenteil ist der Fall. Seitdem Christen Jesus als Gott und auch den Heiligen Geist als göttlich anerkennen, sehen uns die Moslems als Ketzer an, die an drei Götter glauben. Allah würde sich niemals dem Dreck der Menschheit aussetzen und sich blutig und qualvoll kreuzigen lassen. Es ist doch gut, wenn Muslime bei der CDU mitmachen. Bei der Christen-Partei. Dann sollten sie auch das Christentum gut finden und es nicht muslimisch verwässern. Also nochmal: Muslime lehnen den Gott der Christen strikt ab. Es gibt nur einen Allah, der eben nicht dreifaltig ist. Ich glaube, dass dies die kluge Frau Saysay auch weiß.
Das ist vielen zu speziell und spielt doch keine Rolle bei den Politikern, oder?
Doch, da die CDU Dormagen auf ihre Hochburgen Straberg, Delhoven, Alt-Hackenbroich und Stürzelberg angewiesen sind, die alle nichts gegen muslimische Bürger haben- aber nicht möchten dass diese ihre Traditionen kaputt machen. Sie wollen, dass ihre Kinder im Kindergarten und in der Schule auch mal ein Kotelett essen dürfen oder den Kappeseintopf mit Würstchen und Speck genießen. Kappes mit Kartoffeln untereinander ist ein traditionelles Gericht der CDU-Wähler. Da gehört Speck vom fetten Schwein hinein! Fragen sie mal Margret Steiner von der CDU Straberg, die mir das häufig in ihrer Küche gekocht hat. Sie alle wollen nicht, dass in den Schulmensen und in den Kitas wegen der Muslime nur noch hormonbehandeltes Putenfleisch serviert wird und dass der Martinsumzug Lichterzug heißen muss. Aus diesem Grund sind die der Meinung, dass die CDU mit einer muslimischen Bürgermeister-Kandidatin wenig Chancen haben würde. Vielen ist noch der Schaden in Erinnerung, als die CDU Neuss einen muslimischen Halbmond neben dem C in ihr Logo designte. Dormagen ist keine liberale Großstadt wie London. Das finde ich übrigens selbst nicht gut. Aber es ist nun mal so. Zumindest in den kommenden 20 Jahren bleibt es so.
Wie endete das Gespräch mit der erfahrenen CDU-Parteifrau Ursula Weisner?
Gut. Wir haben uns wieder vertragen und Argumente ausgetauscht. Sie hat gesagt, dass ich doch kein Rassist bin und meint, dass folgendes für die Partei gut wäre: Morgen die Wahl zur Parteivorsitzenden nicht durchziehen, sondern in einem Monat neu einladen. Bis dahin müsste der Status der Neu-Mitglieder geklärt sein.
Dorothee Stahl