Neuss/ Köln. Darf man kabarettistisch über Gott reden? Klar, meint Dr. Manfred Lütz, denn da Gott zweifellos Rheinländer sei, müsse er Humor haben. Viel Gute Laune verbreitete Lütz am 28. Februar in Düsseldorf im „Forum Eller“. Der Abend stand unter dem Titel „Die Werte, die Wahrheit und das Glück“. Dr. Manfred Lütz. Lütz erzählte äußerst spannend und lebendig insbesondere über sein Buch „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“. Er illustrierte den Abend mit Berichten über Immanuel Kant bis Jürgen Habermas, von Dieter Bohlen bis Karl Lagerfeld, von Elton John bis zu einer netten Prostituierten. Er sprach Klartext über Gott, die Welt, das Leben und die Ewigkeit. Zugleich weckte er die Neugier auf sein neues Buch, das am 13. März erscheint.
Am 18. März 1954 erblickte Manfred Lütz in Bonn das Licht der Welt. Die Redaktion von www.rheintoday.de gratuliert ihm ganz herzlich zu seinem heutigen runden Geburtstag.
„Es kommt nicht darauf an dass wir quantitativ viele Katholiken haben, sondern qualitativ“, stellte Lütz zu Beginn fest. In Zusammenhang mit seinen im Jahre 2007 erschienenen Buch „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“ habe ihn seinerzeit auch die Frage beschäftigt, warum Menschen aus Kirche austreten und warum Menschen nicht mehr an Gott glauben. Es habe in Jahre 2007 das Buch „Gott – Eine Biographie“ von Jack Miles gegeben – einen Weltbestseller. Dieses Buch habe Argumente für Gott geliefert. Dies inspirierte dann auch Manfred Lütz dazu, sich einem Buch mit Gott zu beschäftigen. Vieles, so berichtete Manfred Lütz, habe er von Arnold Angenendt gelernt, der das Buch “ Toleranz und Gewalt: Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“ geschrieben habe. Dass man religiöse Menschen ernst nehmen müsse, habe zum Beispiel der Philosoph Jürgen Habermas gesagt. Habermas habe im Jahre 2001 in der Frankfurter Paulskirche erklärt, wir müssten den religiösen Bürger im säkularen Staat wieder als religiösen Bürger ernst nehmen.
Manfred Lütz schilderte, dass er seine Bücher gerne vorab von seinem Metzger oder Friseur durchlesen lasse. Wenn dieser es dann auch verstanden hat, ist das für Lütz ein Hinweis, dass seine Bücher auch eine positive Resonanz von einer breiten Leserschaft finden werden.
Mit spritzigen Bemerkungen sorgte Manfred Lütz an dem Abend in Düsseldorf für viel Gelächter im Publikum. So konstatierte er, dass auch der Westfale hat Humor hat. Nur etwas später eben, etwa erst am nächsten Morgen stelle sich dieser beim Westfalen ein. Dies nenne man heute Nachhaltigkeit.
Die „political correctness“, die in der deutschen Sprache immer mehr um sich greift, weil man der Auffassung ist, dass Menschen diskriminiert werden könnten, nahm Lütz aufs Korn. 1981 habe er zum Beispiel in Bonn eine integrative Jugendgruppe gegründet. Diesen Ausdruck dürfe man heute nicht mehr sagen, heute heiße der Begriff Inklusion.
Schließlich beschrieb Manfred Lütz wie er in einem Autoparkhaus einen Hinweis in Blindenschrift gelesen habe. „Im Autoparkhaushaus hat man doch die Hoffnung, dass der Blinde mindestens einen sehenden Begleiter hat“, scherzte er.
„Die Christen schämen sich für ihre eigene Geschichte, ohne sie zu kennen“, merkte Lütz im Folgenden an. In seinem Buch „Der Skandal der Skandale“ habe er deutlich gemacht, dass es nicht die Skandale seien, von denen die Menschen glaubten, dass sie Skandale seien. So sagten zum Beispiel 80 Prozent der Deutschen, dass es Hexenverfolgung im Mittelalter gegeben habe. Dabei habe es 1793 die letzte Hexenverbrennung in Preußen gegeben. Im Mittelalter bis in die Neuzeit seien Menschen verfolgt worden, die dachten es gebe Hexen. Die Kirchliche Inquisition habe gegen die Hexenverfolgung gekämpft. Der Nationalsozialist und Hauptverantwortliche für den Holocaust habe zum Beispiel den Hexenglauben verbreitet. Er habe in den Hexenverbrennungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit eine Verschwörung gegen eine angebliche „altgermanische Kultur“ gesehen. Denn Hexen, so glaubte er, waren Bestandteil dieses Germanentums, an das er mit der SS ja bewusst andocken wollte. Die Verfolgung und die Verbrennung der Hexen lastete er der katholischen Kirchen und den Juden an.
Zum Thema „Werte, Wahrheit, Glück“ ging Lütz anschließend auf die heutige Erziehung ein. Das Verhalten der Eltern sei ambivalent. So sollten sich die Kinder etwa durchsetzen, aber nicht zurückschlagen, Kinder sollten egoistisch sein, aber auch sozial und Kinder sollten religiös neutral, aber auch religiös sein. „Viele Eltern fallen als Vorbilder aus, sie wollen sich in Beruf rücksichtslos durchsetzen und suchen Gott im Wald“, prangerte Lütz an. Vor dem Alter von 18 Jahren sein Religion oft kein Thema. Und man denke, dass es dann mit 18 Jahren klappt.
Dieter Bohlen vermittelt laut Manfred Lütz, dass der einzige Wert der Welt der Geldwert ist und dass Geld glücklich macht. Viele Menschen dächte auch, dass man Glück durch Drogen erzeugen könne. Im Krankenhaus meinten manche Menschen, sie bekämen Glücksdrogen. „Glücksbücher funktionieren immer. Und zwar so dass sie am Ende ein bisschen unglücklicher sind, damit sie am Ende direkt das nächste Buch kaufen. Es ist so, dass sie immer trauriger werden je mehr Ratgeber Sie gelesen haben“, warnte Lütz.
Die glücklichsten Menschen leben Lütz zufolge in Bangladesch, einem der ärmsten Länder der Welt. „Die Italiener arbeiten, um zu leben, die Deutschen leben, um zu arbeiten“, stellt Lütz fest und fuhr fort „Heute leben wir kürzer als die Menschen im Mittelalter. Im Mittelalter lebten die Menschen ihr diesseitiges plus ihr ewiges Leben. Heute leben wir nur unser irdisches Leben. Der Tod ist der Feind unserer Gesundheitsgesellschaft“, hob Lütz mit Vehemenz hervor.
Nach Immanuel Kant wisse jeder Mensch, dass er gut sein soll. Dies sei die Grundlage dafür, dass die Seele unsterblich sei und Gott sei die Voraussetzung für die Vernünftigkeit der Moral.
Manfred stellte die schließlich die Frage nach Werten und Überzeugung von Gerechtigkeit und nahm weiterhin den Gedanken auf, auf wen man sich verlassen könne, wenn alles bloß Ansichtssache sei. „Natürlich gibt es Wahrheit, es gibt Liebe, es gibt ein tiefes Einverständnis über die Wahrheit. Es bleibt die Frage, ob es nicht Freiheit, Unsterblichkeit der Seele und Gott wirklich gibt. Ludwig Feuerbach hat die Nichtexistenz Gottes vorausgesetzt. Feuerbach fragte „Warum Gott?“. Der Grund ist: Die Menschen haben Sehnsüchte und Wünsche. Wenn man davon ausgeht, dass e Gott nicht gibt, dann wäre der Atheismus ein hochpathologisches Phänomen“, war die Kernthese von Manfred Lütz an den sehr geistreichen und kurzweiligen Abend in Düsseldorf.
Der Vortrag von Manfred Lust weckte die Neugier des Publikums und machte große Lust darauf, noch mehr von Manfred Lütz zu lesen und so neue Denkanstöße zu bekommen und den Horizont zu erweitern. Hierzu bietet sich nun eine hervorragende Gelegenheit: Am 13. März ist das neue Buch von dem Titel „Der Sinn des Lebens“ im Kösel Verlag erschienen. Mit diesem Buch kommen Romliebhaber, sowie Kunst- und Geschichtsinteressierte ganz besonders auf ihre Kosten, erhalten hier viele neue Einblicke in die Kultur der Römer, Heiden und Christen, in die Herrschaftsformen römischer Kaiser und den Umgang römischer Kaiser mit der Kunst in der ewigen Stadt. Als Beispiel geht Lütz in diesem Buch in der Geschichte bis zu 2500 Jahre zurück und greift neben der Kunst auch die Ästhetik der Stadt Rom auf. Kunst geht Lütz zufolge über die Realität hinaus und steht für Ewigkeit, weil sie den Tod der Künstler überdauert und noch ein Zeugnis für Menschen späterer Generationen gibt. Lütz legte dar, dass man sich zum Beispiel beim Anblick des Parthenon in Athen, welcher der griechischen Göttin Athene gewidmet sei und sich über Ensemble von Tempeln befinde, die als Akropolis bekannt seien, über die Realität hinausgehoben fühle. Dieses Buch ist nicht nur auf Grund seines Inhalts, sondern auch wegen der herrlichen Fotos der Denkmäler und Monumente in Rom ein wahrer Schatz. Die Lektüre kann sehr anempfohlen werden.
Angaben zum Buch:
Dr. Manfred Lütz
Der Sinn des Lebens
Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten, 17,0 x 24,0 cm
Mit 155 Farbfotos
ISBN: 978-3-466-37310-9
€ 30,00 [D] inkl. MwSt.
€ 30,90 [A] | CHF 40,90 * (* empf. VK-Preis)
Biographischer Hintergrund:
Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz, geboren 1954, ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Nervenarzt und Theologe. Er studierte Humanmedizin, Philosophie und katholische Theologie in Bonn und Rom. Von 1997 bis 2019 war er Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln, einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Er ist ausgebildet unter anderem in systemisch-lösungsorientierter, verhaltenstherapeutischer und psychoanalytischer Psychotherapie.
Bekannt wurde er durch verschiedene Bestseller, darunter „Lebenslust – Wider die Diätsadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult“ (2002) und „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“ (2007), wofür er den internationalen Corine-Buchpreis 2008 erhielt sowie „Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen. Eine heitere Seelenkunde“, „Bluff! Die Fälschung der Welt“ und „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden. Eine Psychologie des Gelingens“.
Christian Dick