Dormagen. Die Frau hat einen guten Lauf: Frisch und kompetent zeigt sich die sozialdemokratische Landtagskandidatin Birgit Burdag in allen Ortschaften ihres Wahlkreises. Sah es anfangs auch aufgrund ihres unbekannten Spitzenkandidaten Kutschaty, der Ministerpräsident werden will, nicht so gut aus, bekommt sie jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Schützenhilfe des amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Wüst. „Ich fand den immer gut, kenne den auch persönlich. Doch mich stört es, dass er sich jetzt als Kriegstreiber einen Namen macht“, so der langjährige Neusser Stadtverordnete Sebastian Rosen (CDU). So denken viele. In der Tat wechselt die bedingungslose Pro-Ukraine-Stimmung ein wenig und nicht nur traditionelle SPD-Wähler und Grüne sind fassungslos, dass die CDU und die Grünen offenbar einen Atomkrieg provozieren könnten. Bei aller Sympathie für die Ukraine lehnt die Mehrheit der deutschen Wählerschaft bei aller Liebe zu Kiew einen Kernwaffenangriff und die damit einhergehende Verstrahlung des Rheinlandes ab, wo wenigstens Birgit Burdag mit ihren Gesprächspartnerinnen gerne „auf ein Wörtchen beim Törtchen“ politisch plauscht.
Wie Burdag wusste vor 50 Jahren Bundestagspräsidentin Annemarie Renger (SPD), dass sie auf’m Dorf Wahlen gewinnt. Genau da, wo heute Birgit Burdag die Stürzelberger zu einem Bällchen (nicht Kugel – wegen des Krieges-) Eis einlädt, hat Annemarie Renger vor einem halben Jahrhundert mit den Dorfbewohnern gesprochen. Damals musste noch nicht gegendert werden und die rechtskonservative Sozialdemokratin ließ sich aus Stürzelberg in eine Sendung von Blacky Fuchsberger zuschalten, wo sie das Dorf in höchsten Tönen lobte. „Sie erreichte viele Wähler. Eine tolle Frau“, so der konservative Chef der Agentur „actionpress“, Moritz Hunzinger. Damals auch Kohl-Berater.
Was die Menschen an Birgit Burdag schätzen, ist, dass sie keine Quotenfrau ist, sondern sich ihre politische Position durch über 30 Jahre harter kommunalpolitischer Arbeit erkämpft hat. „Das erkenne ich bei Frau Troles leider nicht. Es gibt sehr viele bessere Männer, die den Job im Landtag sehr gut machen würden. Wir nehmen aber Troles, weil sie eine Frau ist“, so Sebastian Rosen über seine blasse Parteifreundin und Noch-Landtagsabgeordnete.
Birgit Burdag von der SPD genießt über ihre pragmatische kommunalpolitische Arbeit in Dormagen auch im für den Wahlkreis wichtigen Grevenbroicher Sprengel großes Ansehen. Sie leitet dort die bundesweit ausgezeichnete Gesamtschule, kennt die Sorgen und Probleme der Familien aller Gehaltsklassen und hat auch für Bildung und Wohlergehen der ärmeren Kinder ein großes Herz. Mit dem Rommerskirchener Bürgermeister Dr. Martin Mertens ist sie befreundet. Auch er rührt für sie die Werbetrommel.
„Ich habe sehr viel gelernt. Auch von Heinz Hilgers, der das Dormagener Modell bundesweit bekannt gemacht hat“, so Birgit Burdag gegenüber RHEINTODAY. Das „Dormagener Modell“ hat die Jugendarbeit revolutioniert. Dank Hilgers und Burdag konnten hunderte Kleinkinder vor der Verwahrlosung und der familiären Gewalt gerettet werden. Doch Burdag ist keine Arbeitsmaschine. Sie hat abends Zeit, Vokabeln zu üben, da sie italienisch sprechen möchte. Und: Im Chor singt sie auch noch. Das alles gibt ihr Kraft. Die Prognose von RHEINTODAY: Sie wird gewinnen. Ihr Parteifreund in Neuss, Arno Jansen, aber nicht. Denn der hat sich wohl mitten in der Hochphase das Wahlkampfes in den Urlaub verabschiedet, tuscheln die Genossen beim Italien-Eismann in Stürzelberg, wo es wegen des Krieges keine Kugeln, sondern nur Bällchen gibt. Sollte sich Wüst hinter die Löffel schreiben…
Frank Möll