General Assmann: Des Kardinals Pontifex

Viele Gläubige haben den Kölner Erzbischof nach seiner Auszeit herzlich empfangen. Fotos: Frank Möll

Köln. Er macht keine Gefangene: Als Kaplan seiner Heiligkeit ist Guido Assmann der neue Generalvikar im wichtigsten Bistum Deutschlands und damit nach dem Erzbischof Rainer Kardinal Woelki und Star-Prediger Peter Otten der mächtigste Macher der Erzdiözese. Und: Er ist ein Brückenbauer zu denen, die seit Monaten Krawall machen. Peter Otten ist ein fruchtbares Beispiel. Dieser beste Menschenfischer im Kölner Norden grätscht dem Kardinal täglich in die Haxen. Assmann, der Pontifex des Kardinals, setzt sich zum Pitter, nach dem die dicke Glocke in seinem Dom benannt ist, trinkt mit ihm Kaffee und tätschelt seinen lieben Pudel Greta, der alle gerne ableckt. Für die „Adventszeit“ – ein schrottiges Hochglanz-Magazin mit Anselm-Grün-Gesülze, das jedes Jahr an alle Katholiken gratis verschickt wird und der eigentliche Grund für die Austrittswelle sein dürfte., haben sie sich getroffen. Keine Sorge: Der berühmte weiße Pudel-Köter bekommt regelmäßig eine Wurmkur. Wenige Tage nach dem Sofa-Besuch watscht Otten Assmann öffentlich ab. Es ist kalt geworden im Erzbistum Köln.

Der Pontifex, Generalvikar und Dompropst in Personalunion ist einer der größten Arbeitgeber im Rheinland und verwaltet unfassbar viele Kunstdenkmäler, historische Gotteshäuser, Hochschulen und Krankenhäuser. Rheintoday-Chefredakteur Frank Möll kennt ihn seit einem Vierteljahrhundert und traf ihn erstmals 1998 in Köln- Klettenberg, als Assmann dort noch junger Kaplan war. Möll führte für verschiedene Zeitungen über 100 Interviews und journalistische Gespräche mit dem Priester, der fest im Glauben steht und für die Lehre der Kirche und deren Verkündigung Stunde um Stunde kämpft. Assmann und Möll führten in der Sonntagszeitung „Schaufenster“ die Kolumne „Gedanken zum Sonntag“ ein, wo der Priester und Menschenfischer ohne Honorar journalistisch Tätig war. Rheintoday hätte da mal ein Paar fragen…

Der neue Generalvikar war also Ihr Redaktions-Mitarbeiter, Herr Möll?

Sagen wir mal, er war ständiger Gastautor beim Schaufenster Dormagen und später beim Stadt Kurier Neuss, Stadtspiegel Kaarst und beim Erft Kurier Grevenbroich, wo ich tätig war. Der damalige Weihbischof Dr. Rainer Maria Woelki hat übrigens auch für uns geschrieben und Video-Botschaften zu Weihnachten produziert. Ich kenne viele Priester und auch Bischöfe. Msgr. Guido Assmann hat von allen mit Abstand den besten Draht zur Presse und kann auch sehr gut und druckreif schreiben. Er versteht wie kein anderer Geistlicher uns Journalisten und beantwortet jede Frage so gut er kann. Immer auch ehrlich! E-Mail-Anfragen bearbeitet er binnen weniger Stunden. Er kennt sich in den sozialen Medien aus, hat schon früh das neueste Smartphone benutzt. Die Türen seiner Gebäude werden computergesteuert geöffnet und verschlossen. Sein Herz ist meistens offen.

Sie haben ihm kein Honorar gezahlt?

Als unser ständiger Gastautor 2005 von Papst Benedikt zum „Kaplan seiner Heiligkeit“ ernannt wurde, spendierte unsere Redaktion ihm seine erste Prälaten-Soutane mit violetten Knöpfen und einem Zingulum. Unser Freund Thomas Stude holte das kostbare Teil im Vatikan ab. Meiner Erinnerung nach haben wir dafür 600 Euro gezahlt. Ich glaube, er trägt unsere Redaktions-Soutane heute noch.

Kardinal Woelki ist im Vatikan beliebt. Foto: Frank Möll

Wie tickt der neue Generalvikar?

Meine erste Begegnung mit ihm war vor 25 Jahren in Köln Klettenberg. Als Kaplan lud er mich zur Frühmesse um sieben Uhr morgens ein. Ich musste also um fünf Uhr aufstehen, nur um ein erstes Interview mit ihm zu bekommen. Da wusste ich: Kaplan Guido Assmann ist ein konzentrierter Arbeiter, der den Tag perfekt taktet und nutzt. Er kam dann als Pastor in unsere Gemeinde St. Michael Dormagen, wo ich mit Christoph Smarzoch als Obermessdiener in den Vorjahren eine starke Ministrantengruppe aufbauen konnte. Das hat ihm gefallen. Er liebt wie ich die Liturgie, den Großen Einzug mit Farben, Weihrauch, Motivfahnen und Chorgesang. Zur damals durchgeknallten KJG, die Kondome in der Teestube verteilte und stärkeres Zeug als Weihrauch konsumierte, hat es uns nie so richtig hingezogen. Was uns aber ganz besonders verbindet ist die Liebe zu Wirsing-Rouladen. Das Teil darf nicht zu klein sein und muss stramm um das gehackte Fleisch gewickelt werden. Der Wirsing muss beim Anbraten deutlich Röststoffe entwickeln. Ich habe Guido Assmann aber auch gelegentlich in der Pommesbude getroffen, wo er sich seine Mahlzeit abholte, um sich abends für die letzte Arbeitsschicht am Computer zu stärken. Assmann hat seinen Haushalt gerne selber geführt und seinen klapprigen Opel gekonnt gelenkt. Meistens fährt er aber Bus und Bahn. Was gibt es für einen Mann herrlicheres als eine Currywurst mit Fritten rot-weiss? Oder Gyros. Assmann mag auch Döner. Ich glaube auch Mettbrötchen. Das kann ich aber nicht beschwören.

Aus Nippes macht sich Pastoralreferent Peter Otten über Weihbischof Steinhäuser lustig. Auch der Papst und seine Leute wissen: Wenn wir Woelki ablösen und ein neuer Erzbischof kommt, gibt es weiterhin Feuer

Das Essen scheint Ihnen wichtig zu sein?

Er speist anders als ich maßvoll und ist all die Jahre sehr schlank geblieben. 1998 hatten wir den gleichen Körperbau. Als er zu mir nach Hause zum Brautgespräch kam, hatten meine Verlobte und ich ein Käse-Abendbrot mit Fisch vorbereitet. Es war Fastenzeit. Wir stellten fest, dass der Herr Pastor Käse und Fisch gerne aus dem Weg geht. Sein Gesichtsausdruck war strenger als sonst. Genauso streng sah er aus, als er neulich aus Japan wieder in Köln eintraf. Dort hatten es die Gastgeber rund um den Erzbischof von Tokio gut gemeint, und dem Gast aus Köln Krustentiere, Sushi und Algen serviert. Am Freitag ist mir ein dämlicher Fehler passiert. Ich habe dem Kardinal ein Foto in den Vatikan geschickt, das meinen Freund Sebastian Rosen und mich beim Vertilgen von vollfleischigem Schaschlik zeigt. Einen vollfleischigen Schnappschuss am fischigen Freitag unserem Erzbischof senden. Eine solche Dummheit passiert uns in dieser Chaos-Zeit und als der Weihbischof Schwaderlapp den Papst begrüßte, ließ er sein Cappy aufm Kopf. Aber das mit dem Fleisch am Todestag des Heilands ist schlimmer.

Der ehemalige Apostolische Administrator, Bischof Steinhäuser, wird im Netz mit dem Brandstifter Kaiser Nero verglichen… Auch der, der nach Woelki kommen wird, bekommt es mit dem öffentlichen Pranger zu tun!

Was hat er der Braut und dem Bräutigam gesagt?

Dass es sehr schön ist, dass sich ein Brautpaar findet, was vor Gott heiraten will, ohne das schon ein Kind unterwegs ist. Das stimmte aber nicht. Wir hatten zehn Jahre in „Wilder Ehe“ gelebt, so heißt das ja, und wollten heiraten, weil unsere tolle Marie unterwegs war, die heute 22 Jahre alt ist und hier bei Rheintoday kräftig mithilft und neben dem Studium für Radio Köln arbeitet. Neben uns wohnte der fromme Diakon Mones in korrekter Ehe. Den Segensspruch der Sternsinger aus geweihter Kreide hat er dann heimlich abgewischt, weil wir ja Sünder waren und uns so ein Segen nicht zustehe.

Nach der gescheiterten Ehe habe ich mich übrigens mit meiner nach katholischer Lehre rechtmäßigen, aber evangelischen, Ehefrau besser denn je verstanden. Als ich neu und nach katholischem Recht illegal heiratete war ich natürlich von der Heiligen Kommunion ausgeschlossen. Ich erzähle das deswegen, weil das gar nicht so schlimm ist. Denn Guido Assmann hat mich hervorragend instruiert, wie ich mich beim Gottesdienst verhalten soll. Ich solle bei der Kommunionausteilung ruhig nach vorne zum Altarraum gehen und beide Arme vor die Brust verschränken. Dies sei ein anerkanntes Zeichen für alle Priester weltweit. Dann folgt immer eine wunderbare Zeremonie, die ich neulich bei der Messe in St. Marien Neuss erleben durfte. Diakon Langer, ein Gegner von Woelki-Plattmacher Joachim Frank vom Kölner Stadt-Anzeiger, sprach ein langes Segensgebet. Andere Priester segnen mich sogar mit der Hostienschale, so dass ich die ganze Kraft des lebendigen Jesus spüre. Das sind dann so Momente, wo Jesus wieder mit mir spricht. Als ich noch ein guter Junge, ein braver Messdiener war, hat er jeden Tag mit mir gesprochen. Meistens so: Nein, tu das jetzt nicht. Hör auf damit. Das ist eine schwere Sünde! Bitte Deinen Bruder um Verzeihung! Lass es! Andere nennen Jesus schlichtweg das „Gewissen“. Außer Don Camillo natürlich, der konnte ja laut mit dem Heiland sprechen. Es gibt natürlich genug liberale und moderne Priester, die mir gerne die Sakramente spenden. Aber das will ich gar nicht. Ich finde den strengen Guido Assmann gut. Genauso wie er ist. Er erzählt keinen theologischen Unsinn und bewahrt den Glauben. Ich habe Jesus neulich übrigens gefragt, ob es einen Atomkrieg geben wird. Nein hat er gesagt.

Aha…

Ich habe in all den vielen gemeinsamen Jahren auch Guido Assmann traurig und wütend gemacht. Bei der Taufe von Marie hatte ich alle Freunde und Bekannte von mir gebeten, doch auch ihre Kinder taufen zu lassen. Es kamen drei zusätzliche Tauflinge zusammen. Ich mache das auch aus Eigennutz immer gerne und habe bestimmt um die 20 Leute überredet, sich taufen zu lassen. Deren Eltern haben immer das gleiche gesagt: Sie sollen es später selber entscheiden. Tun sie aber nicht. Eltern, die ihren Kindern keine Religion schenken, egal welche. Die belasten ihre Kinder. Denn wissenschaftliche Studien zeigen deutlich, dass Menschen mit Religion glücklicher sind. Ich habe so einen Deal mit Jesus: Lass mich weiter ein wenig sündigen und verrechne das mit den Täuflingen, die durch mich in Deine Kirche gelangen. Wahrscheinlich funktioniert es nicht. Er hat ja nicht eingeschlagen in den Deal. Aber vielleicht schüttelt der Richter am jüngsten Tag wohlwollend mit den Kopf und sagt: Lass den bekloppten rein ins Paradies oder nur kurz ins Fegefeuer. Aber ich wollte sagen, warum ich den Pastor Assmann damals verärgert habe. Für unsere Zeitung habe ich die Kinder aufgefordert ganz böse Grimassen zu ziehen und wie der Satan zu gucken. Dann habe ich die Kids aufgefordert, sie sollen die Hände falten und lieb wie Engel gucken und die Kleine Marie in den Arm nehmen. Auf Seite drei in der Zeitung lautet dann die Überschrift: Vor der Taufe. Und nach der Taufe. Guido Assmann fragte mich fassungslos: Warum machen Sie sowas? Dann ging er kopfschüttelnd weg.

Kardinal Dr. Rainer Woelki, RHEINTODAY-Chefredakteur Frank Möll

Hat er nicht mehr mit Ihnen geredet?

Doch, der ist nicht nachtragend. Sonst hätten wir auch heute nicht alle paar Wochen einen lustigen Kontakt. Und er foppt mich auch gerne. Neulich saß ich im Chorgestühl dem Doms mit einem gelben Fahrradtrikot des Vatikans. Auf meinem dicken Bauch prangte fett das Papst-Wappen. „Herr Möll, gut dass das Wappen so groß ist“, sagte er unter dem Gelächter seiner Kapitulare und wies auf meine Wampe hin. Neulich erzählte er mir aber auch ganz ernst, dass das Quatsch ist mit „mal kurz ins Fegefeuer“, weil es im Jenseits gar keine Zeit gibt. Kardinal Woelki ist viel sensibler. Deshalb leidet er sehr über das, was längst in ein bösartiges Mobbing gegen ihn ausgeartet ist. Aber es ist keine Mehrheit, die gegen ihn ist. Ich habe den Erzbischof in den vielen kleinen Gemeinden erlebt, die er spontan besucht. Überall Applaus, Blumen und Umarmungen. Selbst der zuweilen sehr böse Bonner Stadtdechant Picken hat ihn beim Bonn-Besuch hochleben lassen. Viele Gottesdienstbesucher haben derzeit ganz andere Existent-Sorgen als die Frage, ob Frauen Priesterinnen werden dürfen oder Schwule den Segen empfangen dürfen. Fragen Sie einmal den Klaus Wowereit, der mit Woelki ganz gut kann und sogar bei der Kardinalserhebung In Rom dabei war. Dieser leuchtende Star der Schwulen ist kein Woelki-Hasser. Alice Schwarzer übrigens auch nicht. Die hat auch schon mit Kardinal Meisner oft Cardenal-Mendoza-Brandy getrunken. Nochmal: Die armen Familien, die alleinerziehende Mutter, die kranke Oma, die keiner mehr besucht. Diese Leute wünschen sich Seelsorge und keinen Polit-Debattierclub. Ja, ich sage es hier noch einmal: Ihr modernen Frauen, die ihr die Babyklappe des SKF in Köln betreut: Schaut häufiger nach, ob da ein Baby abgelegt wurde und palavert nicht über die Revolution in der Kirche, die selbst der Papst auf keinen Fall. Zwei tote Kinder in der Babyklappe sind zwei zuviel. Strengt euch an! Ihr tragt keine juristische Schuld, denn die Staatsanwaltschaft hat euch nicht verknackt. Aber: Strengt euch an, palavert weniger, tut mehr gutes!

Glauben Sie, es handelt sich bei der ganzen Sache gegen Woelki um eine Kampagne dieser Frauen?

Nein, nicht nur dieser Frauen. Das sind schon mehr, das liegt auf der Hand. Der Papst hat erst vergangene Woche im Petersdom am Welttag der Armen gepredigt und jede Art von Komplott schwer verurteilt. Nehmen wir doch mal den Chef der Roten Funken in Köln, der dem Dreigestirn nahelegt, sich nicht mit dem Kardinal zu treffen. Ich höre, dass die Roten Funken bei ihren Welt-Reisen überall auf dem Planeten die Sau rauslassen sollen. In vielen Ländern prostituieren sich auch junge Mädchen. Marita Köllner kennt die Szene in Pattaya (Thailand) und in der Karibik, wo die Roten Funken häufig anzutreffen sind. Der Kölner Karneval sollte sich am Beispiel an Kardinal Woelki nehmen, was die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs angeht. Für die Kölnische Rundschau war ich als Reporter im Karneval unterwegs und habe erlebt, wie sich manches Funke Mariechen mehr als belästigt fühlte. Am 11. November verwandelte sich das Kwartier Latäng an der Uni in einen riesigen Swinger-Club. Express-Reporter berichteten mir unfassbare Vorgänge. Und was bedeutet die liebliche Bezeichnung „Föttchensföhler“ im offiziellen Karneval? Das ist doch schlichtweg eine Verniedlichung, eine Verharmlosung eines Sex-Täters. Nein, die Karnevals-Funktionäre und auch die Oberbürgermeisterin sollten nicht den Stab über Kardinal Woelki brechen, der bestmöglich Licht in die schreckliche Missbrauchs-Sünde seines Bistums gebracht hat. Anders als viele andere Bischöfe, die jetzt nach und nach abberufen werden. Woelki hat aber jede Untersuchung des Papstes und der Justiz überstanden. Er ist rein, der Rainer!

Msgr. Joachim Schroedel (hier mit einer Ordensschwester in Kairo) hat Frank Möll einen Brief anvertraut, den dieser 2014 persönlich dem Erzbischof Kardinal Woelki überreicht hat. Die Übergabe ist bezeugt. Ob Woelki das Schreiben auch gelesen hat? Eher unwahrscheinlich.

Sie haben die Frage nicht beantwortet. Haben wir es mit einer gesteuerten Kampagne, Mobbing, Komplott zu tun?

Ich kann mich in meinen Kollegen Joachim Frank vom Kölner Stadt-Anzeiger gut reinversetzen. Bei ihm laufen sicherlich viele Fäden zusammen und er ringt auch mit seinen Enthüllungen dauernd die BILD-Zeitung um Nikolaus Harbusch nieder, was diesem wurmt. Viele Medien schreiben beim Joachim ab, senden das, was Frank aufgedeckt hat. Ich mag solche Kämpfer- und er ist auch wichtig für den investigativen Journalismus und ein guter Antreiber für einen Weg der Gerechtigkeit. Als heute noch gültig geweihter Priester muss er mit ansehen, wie er kalt von seiner geliebten Kirche abserviert und arrogant entfernt wird – nur weil er Kinder auf die Welt gesetzt hat und sich als guter Vater um sie kümmert, ihnen von Jesus erzählt und sie zu guten Christenmenschen erzieht. Auf der anderen Seite stellt er dann fassungslos solche Gebräuche fest, wie zum Beispiel angeblich jungfräuliche Damen, die zahlreiche Sexbeziehungen offen gelebt haben und in Haushalten von lebensfrohen Pfarrern Unterschlupf finden, in einer riesigen Zeremonie von Kardinal Woelki im Dom zu ewigen Jungfrauen geweiht werden. Diese Frauen, die auch gegen die Sexualmoral der Kirche verstoßen haben, ja, diese werden hofiert und vom Erzbischof regelrecht in den Himmel gehoben mit ihren blütenweißen Gewändern. Mich belustigt das eher, weil mir dieses scheinheilige Gehabe vertraut ist. Joachim Frank widert die Verlogenheit der Kirche an. Er sieht, dass viele Priester heimlich Beziehungen unterhalten, ihre Partnerinnen oder Partner aber im Stich lassen und ihre Kinder verleugnen. Diese Arschloch-Priester werden hofiert, dürfen am Altar stehen und moralisch predigen. Das sieht er. Über ihn rümpfen sie die Nase, sehen sich als etwas Besseres an. Er will den Sumpf der Sünde und des Missbrauch schlichtweg trockenlegen. Da ich ihn und auch den Kardinal kenne, stelle ich fest: Beide haben das gleiche Ziel. Allerdings bringt Joachim Frank dem Kölner Stadt-Anzeiger auch Reichweite, damit viel Geld und tolle Journalistenpreise. Einmal hat mir Joachim Frank gesagt, dass es gar nicht sein Ziel sei, den Erzbischof abzusägen. Der Mann ist nämlich so klug wie die Katze meiner Nachbarin, die ihre Lieblings-Maus nur ein wenig quält und nicht tötet, weil das Spielzeug dann nicht mehr existent ist und keinen Lustgewinn mehr bringt. Stellen Sie sich einmal vor, der Erzbischof haut in den Sack und genießt seine Zeit bis zur Rente in Rom als Kurien-Fuzzi und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein? Joachim Frank hätte weniger interessante Stories im Lieblings-Blatt der Kölschen. Der hat die Position des zweitbesten Chronisten des Erzbistums längst von Theo Dierkes (WDR) übernommen, dessen Ehefrau einen super gut bezahlten Job im Team vom Guido Assmann bekommen hat und somit einigermaßen ruhig gestellt ist, weil die Familie Dierkes ist dem Geld ja nicht bös. So der Sprech in der Presselounge des FC. Die Beförderung von Petra Dierkes, die ich wie Theo schon seit 30 Jahren kenne und wie ihre Zwillingsschwester sehr schätze, war übrigens mein Vorschlag.

Wer ist denn dann der erstbeste Schreiberling aus dem Bistum, wenn nicht Joachim oder Theo?

Na: Frank.

Aber jetzt bekommt der Erzbischof Muffensausen, weil irgendwelche Sekretärinnen wie Kai aus der Kiste kommen und Woelki beschuldigen, er hätte sehr wohl ein Sex-Paper bekommen, obwohl er das an Eides statt verneint hat?

Nö. 2014 hatte Msgr. Joachim Schroedel aus Kairo ein wichtiges und geheimes Anliegen. Wir hatten die Idee entwickelt, Kardinal Woelki einem Brief zu schreiben, den ich ihm eigenhändig überbringen sollte. Prälat Schroedel fertigte also den Brief an, den ich bei einem Besuch im Kloster Langwaden dem Erzbischof persönlich überreichte. Ich kannte auch den Inhalt. Der Erzbischof, dem ich auf dem Parkplatz auflauerte, war stinksauer auf mich und packte das Papier mit spitzen Fingern so an den Ecken an, als wenn das Schreiben gerade aus dem Scheißhaus zu ihm gelangt war. „Muss ich das jetzt etwa beantworten?“ Es ging um eine brisante Angelegenheit der Deutschen Bischofskonferenz. Er feuerte den Brief in seinen Kofferraum und reiste stinksauer ab. Ich kann also bestätigen, dass ich dem Kardinal einen Brief mit brisanten Inhalt überreicht habe und der diesen Brief auch angenommen hat. Ich kann aber nicht bestätigen, dass er den Schrieb auch gelesen hat, denn wenige Tage später bekam der liebe Prälat Schroedel in Kairo eine Antwort. Allerdings nicht vom kölnischen Erzbischof, sondern von einem subalternen Mitarbeiter des Generalvikariats. Ich denke, Woelki hat den Inhalt des Schreibens nicht wahrgenommen. Genau in dieser Zeit will eine Sekretärin des damaligen Personalchefs, der heute übrigens kein Priester mehr ist, dem Kardinal ein brisantes Papier über den ehemaligen Sternsinger-Papst Pilz untergejubelt haben. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Woelki wird von e-mails, Positionspapieren, Strategie-Konvoluten und Bittschreiben zugekleistert. Ihn kotzt das an und wechselt auch alle paar Jahre seine Handynummer, weil ihn irgendwelche Huberte aus Neuss dauernd via Whatsapp zutexten. Der hat spätestens ab 2014 längst dicht gemacht und fast nichts selbst gelesen. Deshalb hat er nach meiner Überzeugung auch keine unzutreffende Erklärung an Eides statt abgegeben. Wahr ist aber auch, dass er sich die ganze juristische Sophisterei gegen die Journalisten, die ihn pressieren, lieber hätte sparen können. Das geht selten gut aus. Alle, die mich früher juristisch belangt haben, hatten später manches Pech im Leben. Ein aggressiver Journalist wie der preisgekrönte Nikolaus Harbusch, übrigens ein praktizierender Katholik, den ich mehrfach im Vatikan getroffen habe, wird nur noch wilder, wenn er ein Anwaltsschreiben von den Woelki-Advocaten bekommt. Dieser BILD-Reporter hat bereits eine lange Blutspur hinterlassen. Prominentes Opfer: Bundespräsident Wulff. Und tschüss!

Zurück zu seinem Pontifex Assmann. Sie haben den auch schon mal verärgert?

Was ich witzig finde, finden andere oft nicht so toll. Assmann hat wirklich viel Humor, der sich allerdings von meinem unterscheidet. Sankt Peter ist das kleinste Dorf in Dormagen. Zum 1. April hatten wir von der Wochenzeitung die Ortschaft zum Bischofssitz gemacht, weil das Erzbistum Köln ja viel zu groß sei und geteilt werden müsse. Der Papst wurde zitiert, dass er Guido Assmann als Bischof vorgesehen hatte. Photoshop-Philipp setzte dem neuen Bischof die Mitra auf. Es sah echt aus. Wenige Tage später weihte Bischof Rainer Woelki einen Neubau im Neusser Etienne-Krankenhaus ein. Assmann und ich schlenderten vorneweg und Woelki ließ sich einige Meter zurückfallen um dem Volk den Aprilscherz zu erklären, über den sich Guido Assmann beim Bischof vorab fürchterlich aufgeregt hatte. Kardinal Woelki mag gute Witze, wenn Assman oder andere die Zielscheibe sind und lachte damals: Guck mal die beiden da vorne. Haben sich wieder vertragen… Er meinte mich und Assmann. Übrigens: Selbst wenn ein Peter Otten aus Nippes, wir sprachen eben über diesen wunderbaren Pastoralreferenten, ganz schön böse zu Woelki und Assmann ist, schätzt Woelki den Humor und den ein- oder anderen Gag, den er reißt.

Guido Assmann hat den Spitznamen „wandelnder Aktenschrank“. Ist da was dran?

Nein, sein Spitzname war „geweihter Aktenschrank“. Das ist aber überholt wie „Birne“ auf Kohl auch schnell nicht mehr zutraf. Nun, es ist doch nicht verkehrt, wenn eine Pfarrgemeinde, ein Kreisdekanat, die Dompropstei oder das Generalvikariat, wo Assmann ja schon vor Jahrzehnten gearbeitet hat, gut organisiert sind. Wie gesagt: Als Frühaufsteher hast du viel vom Tag und kannst beides: Gut verwalten und organisieren, Akten fressen aber auch Seelsorge betreiben. Pastor Guido Assmann ist auch ein sehr guter Seelsorger. Ich mag aber auch den Schlendrian Dominik Meiering, den direkten Boss von Ottens Pitter, der lieber Banjo spielt, anstatt ein kundiger und beamtenmäßiger Generalvikar zu sein. Der ist wie diese Maria, die Schwester des Lazarus aus dem Lukasevangelium. Sie setzte sich zu Jesus und lauschte seinen Worten, während ihre Schwester den ganzen Haushalt und die Bewirtung organisierte und Jesus bat, er soll der Faulenzerin doch mal sagen, dass sie auch helfen und arbeiten solle. Jesus aber tadelte Marta nett und sagte, dass Maria das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. Bibelforscher vermuten, dass Jesus sagen wollte, dass eine Gemeinde von beiden Charakteren lebt. Die, die brasseln und alles tipptopp organisieren und von Leuten wie Dominik Meiering, der schöne Rosenmontagsgottesdienste gestaltet, die Lesben, Schwulen, Ladyboys, Feministinnen und Woelki-Kritiker bei der Kirche hält und Kunstwerke vom atheistischen Kirchenkritiker Tilly nach St. Agnes ran karren lässt, was viele geil finden.

Msgr. Guido Assmann, Dompropst und Generalvikar bei einem Besuch in Düsseldorf. Der Theologe und Organisator wird geschätzt. Foto: Christian Dick

Wird Guido Assmann weiterhin segensreich wirken?

Ja, die Leute haben Respekt vor ihm. Auch ein Rebell wie Pastor Koltermann aus Nievenheim, der der Kardinal Woelki dauernd öffentlich ohrfeigt. Er wird seinen alten Mitbruder auffordern, diese Kritik verstärkt intern anzubringen und nicht alles seiner Lieblings-Journalistin ins Blatt zu diktieren. Pastor Assmann ist ein tief gläubiger Mensch, der sich ständig auch weiterentwickelt. Herzliche Predigten voller Barmherzigkeit und Zuversicht, die er heute hält, hat er vor 20 Jahren so nicht gehalten. Da war er schärfer und weniger mild. Guido Assmann ist einer der besten Prediger, die ich kenne. Er wird gemeinsam mit Kardinal Woelki das Erzbistum stärker machen und den Zusammenhalt fördern. Zumal sich der Papst jetzt eindeutig auf die Seite von Woelki gestellt hat und seine boshaften Brüder wie kleine Schuljungens hat stehen lassen. Der Papst hat keine Lust mehr auf das evangelische Gesülze vom Synodalen Weg und setzt auf Woelki, der übrigens auch wie neuerdings Weihbischof Steinhäuser auf die gute, alte Tradition setzt, was diesen nun zur Zielscheibe von Satiriker Peter Otten macht, von dem ich ein Fan bin (siehe Foto). Ich hoffe, dass er mich bei Facebook niemals entfreundet, denn dann würde ich den Lebensmut verlieren.

Aber was, lieber Peter Otten, lieber Nellisens-Jung, soll der Papst den auch machen? Wenn er Woelki absägt, kommt ein neuer, der aber auch nicht das machen will, was die Maria 2.0-Frauen sich wünschen. Der wird dann genau so gemobbt wie der amtierende Erzbischof. Dann fährt der Papst lieber zu seiner Verwandtschaft nach Asti. Ihm bringen Hessen wie Bischof Bätzing nichts als Kopfschmerzen. Ein Verwandter aus Stürzelberg ist Vizechef der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt, wo der Papst studiert hat. Die Hessen haben den Italo-Ausländer in der Stadt kalt und wie einen Fremdkörper behandelt. Er hat die Nase voll von diesen unherzlichen Limburger und Frankfurter Äppelwoi-Säufern mit ihren Handkäs-Ideen.

Aber Guido Assmann ist clever. Er behält vorausschauend den Posten des Dompropstes zusätzlich zum Hauptjob als Generalvikar. Denn, wenn Woelki doch versetzt wird oder irgendwann einfach keinen Bock mehr auf den kurkölnischen Mist hier hat, verliert auch Assmann seinen Posten als Generalvikar und bleibt dennoch Dompropst. Meine dreijährige Tochter Camila Agnes, die Assmann neulich nach meinem Antrag von der anglikanischen Kirche per Verwaltungsakt in die katholische Kirche geholt hat, würde sagen: „Der ist kein AA-Mann!“

Das Gespräch fasste Riam Huntirat zusammen

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