Frau musste zu Fuß nach Düsseldorf gehen

Neuss. Die Anzeigetafel zeigt an, dass der Zug nach Düsseldorf (S-Bahn 8) in wenigen Minuten einfährt. Zuvor war die S 11 ausgefallen. Wie so oft. Endhaltestation Neuss Hauptbahnhof.

Es ist ein ganz normaler Sonntag auf irgendeinem Bahnsteig. Doch dann die Durchsage. Angeblich fährt die Bahn auf einem anderen Gleis ab. Doch die Anzeigetafel zeigt etwas anderes an. Massen laufen die Treppen herunter und rennen durch den Tunnel, um den anderen Bahnsteig zu erreichen. Doch auch hier tote Hose. Einige Bahn-Mitarbeiter mit gelben Westen kommen und weisen auf den Schienenersatzverkehr am Haupteingang hin. Hier warten die Fahrgäste. Nichts passiert.

Phonphimon Huntirat hat über die App das Ticket nach Düsseldorf bereits bezahlt. Sechs Euro. Die verfallen in 60 Minuten. „Ich gehe lieber zu Fuß. Bei uns in den asiatischen Städten läuft es besser. Da gibt es überhaupt keinen Fahrplan, weil alle fünf Minuten der Skytrain kommt.“

Die junge Frau ist gerne an der frischen Luft, läuft am Rhein vorbei und erreicht nach drei Stunden ihr Ziel. „In unserem Dorf am Mekong River laufen alle. Auch Kinder, um zur Schule zu kommen. Kilometer weit!“ Auf Busse und Bahnen in Deutschland könne sich niemand verlassen. Die Anzeigetafeln zeigen dauernd etwas falsches an, oft fallen Busse einfach aus. Oder das: Sie stand einmal an der Haltestelle Hoferhof in Kaarst. Am Wochenende. Da dröhnte aus dem Lautsprecher eine Stimme. Die Fahrgäste sollen die Straßenseite wechseln und zur Wendeschleife gehen. Der Bus halte dort.

Als alle dort hineilten, kam der Bus von Kaarst und hielt an der Stelle, wo sie vorher standen. Es war Wochenende… An der Schleife hält der Bus nur werktags. Die Stadtwerke Neuss hatten vergessen, die Daueransage auszustellen. Phonphimon Huntirat konnte somit die S-Bahn nicht mehr pünktlich erreichen. Der ausgedünnte Sonntags-Fahrplan sorgte dafür, dass sie erst spät nachts nach Hause kam. „Mobilität? Klappt in Neuss nicht. Wer Termine hat, kann sich nicht auf Züge und Busse verlassen, muss ein Auto haben. Außerdem sind die Fahrkarten in Deutschland extrem teuer. In Bangkok kann jeder für zwei Euro durch die ganze Stadt fahren. Von Stürzelberg nach Norf, das sind fünf Kilometer, kostet ein Rückfahrticket zwölf Euro. Von Stürzelberg nach Köln nur fünf Euro und ein paar Cent. Das ist viel weiter. Wer soll das verstehen?“

Frank Möll

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