Wann finden wir wieder das richtige Maß?

Rheintoday-Kommentator Jürgen Ammon

Ich habe mir jetzt mal alles über diese Biesenbach-Chose durchgelesen…

Also, wenn ich das von den reinen Daten her richtig verstanden habe, erinnert sich eine heute 84-jährige, dass sie vor 73 Jahren vom damals 79-jährigen Pfarrer Biesenbach zirka 50 mal sexuell bedrängt bis vergewaltigt wurde. Eine Gegendarstellung von Herrn Biesenbach ist nicht möglich, weil er seit 70 Jahren tot ist.

Das reicht, um ihn posthum als Kinderschänder hinzustellen, Straßen und Plätze mit seinem Namen umzubenennen (und ihm den Segen zu verweigern, was für einen frommen Katholiken möglicherweise das Schlimmste ist)?

Nach den Skandalfällen Kachelmann und Arnold wundert mich jedenfalls gar nichts mehr, wobei hier hinzukommt, dass der Beschuldigte sich nicht mal wehren kann und der Grundsatz „in dubio pro reo“ (im Zweifel für den Angeklagten) offenbar keine Rolle spielt.

Ob den Akteuren nicht klar ist, dass sie den tatsächlichen Missbrauchsopfern, für die alles Faktische auf den Tisch muss, mit ihrem Jakobinertum einen Bärendienst erweisen? Früher wurden die nicht seltenen Übergriffe von Priestern komplett totgeschwiegen, heute ist jeder Priester ein potentieller Kinderschänder, seit der Kölner Silvesternacht ja sowieso jeder Mann, weil nach dem damaligen Statement eines Hamburger Grünenpolitikers in jedem Mann ein Vergewaltiger steckt.

Wer nimmt die Missbrauchsfälle jetzt noch ernst? Ob wir jemals irgendwann in diesem Land das rechte Maß finden?

 

Unser Autor Jürgen Ammon hat als Lehrer des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden vielen Schüler-Generationen Mathematik, Informatik und Physik nahe gebracht. So auch zum Beispiel dem YouTube-Gründer Jawed Karim, heute ein Multimilliardär. Heute analysiert er in Kommentaren für rheintoday.de die Themen seiner Heimatstadt Dormagen.

Kürzlich: