CDU-Coup: Dormagens Ex-Kämmerer Cyprian als Bürgermeister-Kandidat „hocherwünscht“

Dormagen. Ulrich Cypirian (CDU), erfolgreicher Ex-Kämmerer der Stadt Dormagen, soll Nachfolger von Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) werden. So stellen sich das zumindest einige Strategen der CDU vor. Über 30 Prozent Dauer-Krankenstand im Dormagener Rathaus, eine angebliche Unzufriedenheit der Stadtverwaltungs-Bediensteten und Verwaltungs-Papst Norbert Hütten hat Bürgermeister Erik Lierenfeld als Berater kopfschüttelnd verlassen, weil sein Chef auf manchen Rat nicht gehört haben soll. (Rheintoday berichtete. KLICK!) Jetzt haut auch noch seine Ex-Frau Ellen Schönen „in den Sack“, wechselt zum Polit-Spitzenmann Ulrich Cyprian (CDU) ins Krefelder Rathaus, könnte ihn mit vielen Informationen aus dem engsten Führungskreis um Lierenfeld und der Dormagener SPD „munitionieren“, was sie aber aufgrund ihres Beamten-Ethos nicht tun wird. Ihr Sohn Maximilian Hütten arbeitet zudem im Presseamt der Dormagener Stadtverwaltung, ist über interne Vorgänge bestens informiert. Ellen Schönen (56) ist die wichtigste weibliche Führungskraft im Dormagener Rathaus, hat mit ihrem Ex-Mann ein ganzes Berufsleben lang im Dormagener Rathaus die Stellung gehalten, war auch mit dem engsten Berater von Heinz Hilgers, Guido Schenk gut befreundet. „Ellen war die gute Seele im Rathaus, hat hier segensreich gewirkt und viel geleistet“, sind sich viele einig. Eine offizielle Meldung über ihren Weggang oder eine würdevolle Abfeierung ihrer langjährigen Dienste durch Erik Lierenfeld gibt es bislang nicht. Dies müsse aber nicht unbedingt heissen, dass beide Alpha-Menschen verkracht sind.

Doch was geht in Krefeld und Dormagen vor? Ulrich Cyprian war erfolgreicher und beliebter Kämmerer in Dormagen und gestaltet jetzt die Finanzen in der Seidenstadt. Pikant: Die  CDU der Chemiestadt braucht dringend einen vorzeigbaren Bürgermeister-Kandidaten, der Ahnung von den derzeit desolaten Finanzen hat. Mit knapp 500 Millionen Euro soll Dormagen in der Kreide stehen. Bürgermeister Lierenfeld (SPD) steht (anders als bei Rheintoday) massiv unter Dauer-Beschuss. Er hatte sich einen feisten Dienstwagen für rund 120.000 Euro gegönnt, hisst mutig Israel-Flaggen vor dem Rathaus, obwohl viele Bürger seiner Stadt die Netanjahu-Regierung kritisch sehen und die Flagge in einem rechtswidrigen Akt gegen die Palästinenser-Flagge getauscht hatten. 

Der seriöse Verwaltungs- und Wirtschaftsfachmann Ulrich Cyprian, der eng mit der CDU-Familie Engwicht verbunden war, sei als Bürgermeisterkandidat in Dormagen „hocherwünscht“, so ein geheimes Strategie-Papier aktueller und ehemaliger Dormagener Unions-Politiker, das Rheintoday vorliegt. Schon einmal wollte Cyprian von der Position des Kämmerers in Dormagen als Bürgermeister antreten – doch damals war die CDU zerstritten. Norbert Dahmen und Peter-Olaf Hoffmann teilten den Kuchen anders auf, Cyprian wechselte in die Spitzenposition nach Krefeld, hält sich aber häufig in Dormagen auf, feiert mit der Rheintoday-Redaktion im legendären Dormagener Club „Tankstelle“. Er liebt Dormagen, fühlt sich bei seinen Freunden wohl, zeigt sich nach einem harten Arbeitstag aufgeräumt und gewinnt Menschen mit Charme und Humor. 

CDU-Parteichefin Anissa Saysay führte ein langes Telefongespräch mit „Rheintoday“, traf den Redaktionsleiter am vergangenen Freitag am Sarg von Polit-Urgestein Dr, Heinz Günther Hüsch, kämpfte mit den Tränen. Hüsch mochte die Dormagener Parteichefin sehr, empfing sie sogar zuhause, als er schon krank war. „Wir müssen die Partei so aufstellen, dass funktionierende Strukturen jederzeit auch einen Wechsel an der Spitze verkraften“, so Saysay. Für sie als Bürgermeister-Kandidatin spricht ihre mannhafte Kampfkraft, dass sie nie aufgibt und sich auch tapfer durchsetzen kann. Und: Sie ist eine attraktive und kluge Frau, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt. Das kommt gut an!

Aber in dem noch unreifen Strategie-Papier sehen ihre Parteifreunde sie eher als Bundestagsabgeordnete in Berlin, nicht als Bürgermeisterin, obwohl auch sie nicht zuletzt wegen des Bundestrends „gute Chancen“ auf einen Wahlsieg hätte.

„Der letzte Dormagener, der im Bundestagswahlkreis Neuss/ Grevenbroich/ Dormagen kandidiert hat, war Jürgen Alef von der SPD“, stellen die Funktionäre fest. Mit dem Genossen Bodewig sei zudem ein Grevenbroicher Mitglied des Bundestages gewesen. „Dormagen kam nach dem Krieg nicht zum Zuge“, so die Feststellung. Die aktuelle Landtagskandidatin, Heike Troles, kommt auch nicht aus Dormagen, sondern lebt in Grevenbroich. „Unsere Stadt ist nicht repräsentiert. Weder im Bundestag, noch im Landtag. Mit Rinkert und Gröhe sind zwei Nicht-Dormagener aus usnerem Wahlkreis aktiv. Der Neusser Hermann Gröhe sollte durch Annissa Saysay ersetzt werden, die sehr gut in der Landes- und Bundes-CDU vernetzt ist“, so die Analyse. Saysay kann sich auch auf die Frauen-Union stützen und ist als liberale Muslima auch „für unseren Bundeschef und den künftigen Kanzler Friedrich Merz eine interessante Persönlichkeit in einem weiterhin weltoffenen Deutschland“, heißt es. Saysay erklärte in dem Telefonat gegenüber Rheintoday: „Ich habe gemeinsam mit Christian Lindner studiert und war auch ein halbes Jahr Mitglied der FDP, bin aber dann zur CDU gewechselt, weil ich hinter den Werten der CDU stehe.“

Anissa Saysay, Chefin der Dormagener CDU. Viele können sich die durchsetzungsstarke Frau im Bundestag vorstellen.

Gleich zwei neue Führungskräfte für die Stadtverwaltung Krefeld hat der Hauptausschuss des Rates in seiner Sitzung am Mittwoch, 6. September, gewählt: Denis Piontek wird zukünftig den Fachbereich Finanzsteuerung und Beteiligungsmanagement im Geschäftsbereich von Stadtkämmerer Ulrich Cyprian leiten, Ellen Schönen übernimmt die Leitung des Fachbereichs Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst im Geschäftsbereich von Stadtdirektor Markus Schön. Es gibt also keinen direkte dienstliche Abhängigkeit gegenüber Cyprian! Oberbürgermeister Frank Meyer gratulierte den beiden gewählten Bewerbern nach der Wahl und wünschte besonders auch Ellen Schönen viel Glück.

Ellen Schönen wechselt aus Dormagen nach Krefeld

Ellen Schönen wechselt aus Dormagen in die Samt- und Seidenstadt. Die 56-jährige verantwortet dort bei der Stadtverwaltung seit 2018 den Fachbereich für Bildung, Kultur und Sport. Zuvor war die in Hilden geborene Diplom-Verwaltungs- und Betriebswirtin (VWA) von 2005 bis 2014 Leiterin des Schulverwaltungsamtes, von 2014 bis 2017 anschließend Leiterin des Fachbereichs für Bürger- und Ratsangelegenheiten. Ellen Schönen folgt als zukünftige Leiterin des Fachbereichs Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst Jürgen Maas, der zum Jahresbeginn als Bürgermeister nach Gaienhofen in Baden-Württemberg gewechselt war. Wann die neue Leiterin der Schulverwaltung ihren Dienst in Krefeld antritt, wird nun mit der Verwaltungsleitung in Dormagen abgestimmt.

Marc Röhrkasten, Macher der Initiative Dormagen (IDO) sieht den Wechsel von Ellen Schönen nach Krefeld wenig brisant, sondern als einen ganz normalen Schritt des beruflichen Weiterkommens. Sie hatte ihm erzählt, dass sie sich auf die neuen Herausforderungen in Krefeld freue. Viele seien traurig, dass sie geht. Insbesondere auch der Künstler Peter Pick, der gerne mit ihr zusammengearbeitet hat und in ihr auch eine empathische Führungskraft sieht.

Frank Möll

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