Abenteuerland-Musical begeistert

Düsseldorf. „Hör gut zu Du bist mein Glück“. Dies ist nur einer der großen Hits von PUR, einer der erfolgreichsten deutschen Bands, deren Durchbruch im Jahre 1990 war. Das Thema „Glück“ spielt in dem Musical „ABENTEUERLAND“, das am 22. Oktober in Düsseldorf Weltpremiere im Capitol Theater in Düsseldorf feierte, eine sehr wichtige Rolle. In dem Musical wird vor Augen geführt, dass man das Glück nicht erzwingen kann und, dass es sehr schwer ist, das Glück zu halten. Thematisiert wird in diesem Musical die Rolle des Glücks in der Liebe. Dargestellt wird zum einen eine Liebe, die nach zwanzig Ehejahren verblasst, der Ehemann vergisst den Geburtstag seiner Frau. Wie wird diese die Ehefrau aufnehmen? Dann wird das Thema Liebe bei Teenagern thematisiert. Ernst wird es, als es die neue Freundin des Schwarms mehrerer Schülerinnen und Sängers in einer Schülerband schwanger wird. Wird dieser nun zu seiner Freundin halten und zu dem Kind stehen? Dann ist da noch seine Schwester, die unglücklich verliebt ist und sich dies so zu Herzen nimmt, dass sie einen Suizidversuch unternimmt, weshalb im Programmheft davor gewarnt wird, dass Selbstmord ein Thema ist, das starke Emotionen auslösen kann und dass Menschen, die hierfür sensibel sind, die Notrufnummer 116 117 oder 08001110550 wählen sollen.

 

Neben der ausgezeichneten musikalischen und sängerischen Performance der Musical-Darsteller besticht auch die Dramaturgie der Handlung des Musicals. Von der ersten bis zu letzten Minute ist sind die Zuschauer von dieser Show gefesselt – eine Inszenierung, die sich auch gut und gerne ein zweites Mal anschauen kann!

 

Das Musical ABENTEUERLAND wartet mit allen großen Hits der Band PUR auf und reißt das Publikum mit sich. Das Groß des Publikums ist zwischen 30 und 55. Es fällt auf, dass das Publikum sehr textsicher ist und alle Lieder gut mitsingen kann. Frenetischer Beifall während der ganzen Aufführung lässt das Capitol Theater beben.

Dieses Musical ist ein großer Gewinn für Düsseldorf und dürfte ein Publikumsmagnet werden.  Bis zum 10. März 2024 kann man in den Genuss dieser kurzweiligen Show kommen. Düsseldorf macht sich mit dieser fetzigen und mitreißenden Inszenierung einen Namen als ausgezeichneter Standort für ein Musical in Deutschland.

Hintergrund zur Geschichte von PUR

 

Angefangen hat alles in Bietigheim-Bissingen angefangen. Ein ganz klassischer Start: 1975 gründen die Gymnasiasten Ingo Reidl und Roland Bless eine Schülerband. Sie nennen sich Crusade – dies ist auch der Name der Schülerband in dem Musical „ABENTEUERLAND“, Entstehungsgeschichte der Band wurde sehr geschickt in das Musical eingeflochten. Die Jungs covern Songs bekannter Künstler. Geprobt wird in der Bietigheimer Pauluskirche. Ingo Reidl studiert Musik, gibt Klavierunterricht. 1976 taucht bei ihm ein neuer Schüler auf – der 15-jährige Hartmut Engler. Der will sich bei Crusade als Sänger bewerben und nimmt Tuchfühlung auf. Vor einem Konzert hilft er dem Drummer aus der Bredouille. Er leiht ihm seinen Parka, damit der seine Bass-Trommel dämpfen kann. Wenig später singt Engler bei Crusade vor. Diese Feuerprobe meistert er erfolgreich.  1978 stößt Jo Weber als zweiter Gitarrist zur Band, wechselt später aber zum Bass. Er nimmt nach seiner Heirat den Nachnamen seiner Frau an und heißt von nun Joe Crawford. Als Gitarrist Rudi Buttas 1980 Bandmitglied wird, ist die Besetzung komplett.

Aus Crusade wird Opus und dann PUR

Buttas hat schon Erfahrungen in anderen Bands gesammelt. Nun wird experimentiert – musikalisch und inhaltlich: mit deutschen Texten. Vornehmlich von Hartmut Engler. Er schreibt über Zwischenmenschliches und gesellschaftliche Themen.  Aus Crusade wird Opus – aber nicht sehr lange. 1983 kratzt die Band ihr Erspartes zusammen, nimmt das Album „Opus“ auf. Doch es findet sich keine Plattenfirma, die den Erstling veröffentlichen will, und auch keinen Vertrieb. So wird der Longplayer auf den eigenen Konzerten unter die Leute gebracht. Auch das zweite Album „Vorsicht zerbrechlich“ wird selbst finanziert. 1985 kommt den Bietigheimern OPUS dazwischen, die Österreicher mit ihrem Hit „Life is Live“. Aus Opus wird PUR.

 

Erste Erfolge, dann der Durchbruch

 

1986 wird PUR Bundesrocksieger, setzt sich gegen 3000 andere Bands und Künstler durch. Diverse Plattenfirmen sind interessiert. Der Song „Hab mich wieder mal an Dir betrunken“ bringt PUR den ersehnten Plattenvertrag: Sie unterschreiben bei INTERCORD. Das dazugehörige Album „Pur“ verkauft sich etwa 12.000 Mal. PUR nennt das einen „Achtungserfolg“.  1988 gehen die Jungs auf Tournee durch die Provinz. Das neue Album „Wie im Film“ verkauft sich schon doppelt so gut wie das Album zuvor.

 

1989 erscheint die CD „Unendlich mehr“, die erstmals der Düsseldorfer Dieter Falk produziert. Sie ist auch die erste, die in die Deutschen Album-Charts einsteigt. Im selben Jahr performen PUR erstmals vor großem Publikum. Im Rahmen eines Open-Air-Festivals spielen sie – neben Tina Turner oder den Simple Minds – vor 100.000 Zuschauern. Der Durchbruch für eine bahnbrechende Karriere, die bis heute anhält.

 

Charterfolg mit Lena, Konzerte und der Pop-Olymp mit Abenteuerland

 

1990 landen PUR mit „Lena“ erstmals in den deutschen Single-Charts und absolvieren mit diesem Hit im Gepäck über 100 Konzerte, so viele wie noch nie in einem Jahr. Die Resonanz ist überwältigend. Die Band dokumentiert die euphorische Atmosphäre mit einem Live-Album und mischt am Ende ihrer Tour „PUR live“ ab – ihren ersten Millionen-Seller. Der Aufstieg in die „Erste Deutsche Pop-Liga“ ist geschafft.

 

1993 erscheint „Seiltänzertraum“, verkauft sich 1,5 Millionen Mal, die dazugehörige Tour sehen eine 500.000 Menschen. Der Nachfolger „Abenteuerland“ bricht 1995 alle Rekorde, wird mehr als zwei Millionen Mal verkauft und schafft es aus dem Stand auf Platz eins der Media Control Charts. Nun ist PUR auf dem Olymp – als erfolgreichste deutsche Pop-Band. Auch mit ihren nächsten fünf Alben kann PUR die Spitze der Deutschen Charts erklimmen.

 

Lieder mitten aus dem Leben

 

Die Lieder von PUR sind ganz nah am Puls der Zeit. Fast jeder findet in diesen Songs auch etwas, wo er sagen kann „So ist es“. Was vielleicht nicht jedem präsent ist: Die Band hat nicht nur fetzige Partylieder, sondern eben auch stark gefühlsbetonten Lieder im Repertoire, die nachdenklich und durchaus auch traurig und sentimental stimmen. Hartmut Engler hat in seinen Liedern Höhen und Tiefen im eigenen Leben verarbeitet. In einem Interview mit der Berliner Zeitung (B. Z.) vom 20. 04. 2023 zu dem aktuellen Album „Persönlich“ stimmt Hartmut Engler wie folgt zu seiner Erfahrung mit Depressionen Stellen: „Ich habe seit rund 15 Jahren dafür einen professionellen Ansprechpartner. Wann immer ich es für nötig halte, suche ich das Gespräch. Das kann ich wirklich jedem empfehlen, der ab und zu mit sich nicht ganz im Reinen ist und nicht immer einen Freund belästigen will.“ 

Christian Dick

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