Schützenkönig Heusgen: Rücktrittsforderungen wegen Israel-Kritik

Neuss/ Berlin/ Jerusalem. Kann sich der Neusser Schützenkönig Christoph Heusgen nach seiner massiven Kritik an Israel  als Repräsentant von 6000 Schützen noch halten, wird er der zweite König sein, der während seiner Amtszeit zurück treten muss? Davon sind immer mehr hochrangige Schützen überzeugt, die sich derzeit bei „rheintoday“ melden. Unter ihnen der Leutnant Marcel Offermann: „Er hätte schweigen müssen“. Für „rheintoday“ analysiert er die Lage in einem Kommentar (siehe unten).

Hier auf dem Video ist zu sehen, wie Majestät Christoph II. Heusgen von seinen Kameraden ins Neusser Festzelt getragen wird. Klick!

Was war geschehen? In den vergangenen Tagen war Christoph Heusgen als Chef der Münchener Sicherheitskonferenz (früher Wehrkundetagung) in allen wichtigen Medien zu lesen oder im TV zu sehen. An den Wochenenden wird er in seiner Heimatstadt Neuss umjubelt, auf den Schultern seiner Kameraden getragen. Er ist der Schützenkönig und damit wichtiger als jeder andere im rheinischen Neuss!

Aber: Das Abschlachten von Babys, das Verbrennen von lebenden Menschen, das Massaker an 1400 Juden ist gerade einmal etwas mehr als zwei Wochen her.

Schützenkönig Christoph Heusgen wird nach dem Sieg gegen den jüdischen Mitbewerber von seinen Kameraden ins Schützenzelt getragen. Foto: Frank Möll

„Das ist wichtig zu verinnerlichen, wenn man die kalten Worte von Christoph Heusgen im „heute journal“-Interview hört. Heusgen war Angela Merkels wichtigster außenpolitischer Berater, er war UN-Diplomat und ist jetzt Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Heusgen weiß genau, was er sagt. Und er weiß auch genau, was er NICHT sagt“, so Paul Ronsheimer, Vize-Chefredakteur der BILD-Zeitung, für die auch Rheintoday-Chefredakteur Frank Möll lange Zeit gearbeitet hat.

Angesprochen auf den Eklat im UN-Sicherheitsrat, wo UN-Chef António Guterres das Massaker an Israelis mit der israelischen Politik zu rechtfertigen versuchte, schwenkt er sofort auf Anti-Israel-Linie, nennt den kaum beschreibbaren Hamas-Terror lapidar „Hamas-Aktion“. Um danach dem UN-Chef recht zu geben, dass das alles „nicht in einem Vakuum stattgefunden“ habe.

Ronsheimer: „Das muss man sich einmal vorstellen: Einer der wichtigsten deutschen Ex-Diplomaten, der Chef der wichtigsten Sicherheitskonferenz der Welt, gibt allen „Ja, aber“-Israel-Schwurblern recht, während hier in Israel immer noch die verkohlten und verstümmelten Leichen von unschuldigen Menschen gefunden werden.“

Wie kalt und ignorant kann man eigentlich sein?

Ein ganzes Land trauert um 1400 Menschen, die massakriert wurden, und ausgerechnet Heusgen will wissen, was die FALSCHE Antwort auf den Terror ist?

„Gerade Deutschland, gerade deutsche Diplomaten haben in Israel eine große Verantwortung. Wir sollten uns damit zurückhalten, Israelis zu erklären, wie sie den brutalen Hamas-Terror bekämpfen sollten. Heusgen schadet mit seinen Aussagen dem Ansehen Deutschlands“, so der BILD-Vize.

Rheintoday-Chefredakteur Frank Möll trägt die gleiche Schützenuniform wie Christoph Heusgen, marschiert wie er im Corps der Neusser Schützenlust mit.

Der Neusser Schützenkönig Christoph Heusgen wird auch in den sozialen Medien mit den Nazis verglichen. Das geht nicht!

„Vollkommen unrecht hat Christoph Heusgen nicht. Pure Rachegelüste seitens Israel wären der falsche Weg. In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit und mit Cancel-Culture, nur weil einem die Meinung eines anerkannten Experten nicht passt, kommen wir nicht weiter. Nazi-Vergleiche mit ihm, wie jetzt auch überall zu lesen, sind vollkommen inakzeptabel. Ich kenne Christoph Heusgen, er ist ein empathischer Mensch, hat selbst seine kleine Tochter bei einem tragischen Unfall verloren. Er sieht das Leid der vielen zerfetzten Kinder in Israel und im Gaza-Streifen. Unser Schützenkönig will, dass nicht noch mehr unschuldige Menschen getötet werden,“ so Frank Möll. Doch immer mehr Neusser Schützen melden sich bei „rheintoday.de“, haben große Sorge, dass die Neusser Gesellschaft gespalten wird. Es gibt sogar Rücktrittsforderungen!

UPDATE: Christoph Heusgen hat sich mittlerweile von Teilen seiner Äußerungen distanziert und bedauert, dass er Gefühle verletzt habe. Er habe viele Freunde in Israel.

Dorothee Stahl

 

KOMMENTAR

von Leutnant Marcel Offermann

Leutnant Marcel Offermann

Diplomatie ist……

nicht zuletzt die (hohe) Kunst zu wissen und zu fühlen, wann man besser schweigt.

Dieses Gespür scheint den ehemaligen Chef-Diplomaten der Republik beim gestrigen Interview im „Heute-Journal“ offensichtlich verlassen zu haben.

War es nötig, nachdem schon der Vorsitzende der UN-Vollversammlung Guterres sich in seiner Rede zum Israel-Konflikt  „über Gebühr aus dem Fenster gelehnt hat“,  sich gleichfalls im deutschen Fernsehen „live“ so zu äußern?

Sicher nicht- und es verbietet sich aus gleich mehreren Gründen.

Heusgen ist nicht mehr der Diplomat Merkels, mithin nicht in offizieller Mission der Bundesregierung unterwegs.

Als Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz hat er zwar ein Amt inne, dies gebietet in einer solchen Situation indes auch eher Zurückhaltung, denn klare, zudem noch anti-israelische, Ansichten.

Sicher, seine Äußerungen gestern stehen in einer Reihe mit früheren Ansichten, die er in der Vergangenheit zum Thema Israel veräußert hat – jedoch war er da noch im Amt.

Gestern hätte er besser geschwiegen, denn aus hiesiger Sicht ist Christoph Heusgen zunächst einmal Majestät von über 6.000 Schützen beim größten Schützenfest der Republik.

Und erst hiernach steht er quasi der Münchner Sicherheitskonferenz vor.

Womöglich betrachtet Majestät diese Reihenfolge auch genau andersherum, und das Amt des Schützenkönigs mit allen damit einhergehenden Verpflichtungen sind quasi eine Art „Nebenjob“.

Er steht einer Gemeinschaft vor, die auch für klare Werte (ein)steht.

Scheinbar sind dem ehemaligen Diplomaten Heusgen andere Werte wichtiger.

Besonders bitter, wenn nicht gar zynisch, müssen sich seine Worte für den unterlegenen Mitbewerber an der Vogelstange, Bert Römgens, angehört haben.

Römgens, selbst Jude und auch Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf-Neuss, wirbt in diesen Tagen offensiv und erfolgreich um Zusammenhalt und Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern und den Menschen in Israel.

Heusgen ist erfahren genug, um nicht hätte ahnen zu können, dass sein Auftritt Konsequenzen nach sich ziehen würde – womöglich waren ihm diese auch schlicht egal.

Hinter den Kulissen werden die Stimmen lauter, die einen Rücktritt Heusgens vom Amt des Schützenkönigs fordern. Er wäre, nach Marco Sickel, die zweite Majestät, die eine ganze Amtszeit nicht vollendet.

Wo bleibt ein klares Statement des NBSV und vor allem seines Präsidenten – ohne das übliche schwammige „Rumgeeiere“?

Dies ist die Zeit für klare Positionen, ohne „Wenn und Aber“.

Wieder einmal zeigt sich die Spitze des NBSV viel zu timide, wenn es darauf ankommt.

Im Gegensatz zur damaligen Causa „Sickel“, wäre hier tatsächlich eine unmissverständliche Positionierung des Komitees, und seines Präsidenten, dringend geboten.

Marcel Offermann 

Marcel Offermann ist Leutnant des Neusser Grenadierzuges „Quiri Nüsser“

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