Pastor Biesenbach ein schlimmer Sex-Verbrecher?
Stürzelberg. Die Katholische Kirche in Köln zahlt bis zu 50.000 Euro Schmerzensgeld allen Missbrauchsopfern, die versichern, dass sie zum Beispiel von einem Pfarrer misshandelt worden sind. Viele melden sich nun. Auch eine Seniorin, die angibt dass Pfarrer Biesenbach sie 1949 als elfjähriges Mädchen sexuell missbraucht habe. Vermutlich sagt sie die Wahrheit.
Bislang wurde der Pastor und Rektor Gustav Biesenbach in Stürzelberg verehrt. An Schützenfesten denkt die Katholische Bruderschaft an den ehemaligen Pfarrer von St. Aloysius, die heute noch einen Kindergarten betreibt und von 1906 bis 1952 auch eine katholische Volksschule unterhielt, in der alle Stürzelberger Kinder fürs Leben lernten. Fräulein Hein unterrichtete hier, die den Vorgänger des Dormagener Bürgermeisters Erik Lierenfeld, Philipp Weismantel (SPD), heiratetet. 46 Jahre predigte Gustav Biesenbach von der Kanzel, stellte sich gegen Nazis, half notleidenden Menschen, hörte die Beichte, taufte tausende Kinder, trug die Menschen zu Grabe. Segensreich prägte er ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke des Dorfes. Zu seinen Ehren benannten die Stürzelberger einen Platz und eine Straße nach ihm.
Doch das war einmal. Jetzt sehen ihn viele als Verbrecher, Unmenschen, Täter. Eine heute 84 Jahre alte Frau hatte Missbrauchsvorwürfe gegen den katholischen Pfarrer öffentlich gemacht. Die Dame hatte berichtet, dass sie im Alter von elf Jahren 1949 im Rahmen einer Kinderlandverschickung aus dem zerstörten Berlin nach Dormagen gekommen war. Dort soll der Pfarrer sie im Verlauf ihres Aufenthaltes mehrfach sexuell missbraucht haben. Viele tendieren dazu, der Frau zu glauben. Zu viele schreckliche Schicksale hat die Kirche zu verantworten.
Der Nachfolger des verdächtigen Pfarrers, Pastor Klaus Koltermann, ist sich mit Bürgermeister Erik Lierenfeld, einem gläubigen Katholiken, einig: Wir müssen sofort die Straße und den Platz umbenennen. Lierenfelds langjähriger Parteifreund und kompetenter SPD-Berater Guido Schenk (seine Mutter war im Kirchenvorstand) wundert sich über eine gesellschaftliche Verurteilung des Pfarrers nach so langer Zeit ohne Untersuchung und Anhörung noch lebender Zeugen. Auch Hajo Woitzik von der Katholischen Zentrumspartei, die in Dormagen immer noch stark ist, fordert eine umfassende Untersuchung des angeblichen Verbrechens. Es könne nicht sein, dass es hier eine Vorverurteilung geben könne.
Der Generalsekretär der Deutschen Zentrumspartei (Partei Andenauers), Christian Otte (50), unterstützt die Sichtweise seines Parteifreundes: „Die Menschen, vor allem auch die Gläubigen, erwarten eine schonungslose Aufdeckung von Missständen. Zugleich aber gilt es, nicht den Machenschaften derer auf den Leim zu gehen, die dem Christentum im Allgemeinen, und der Katholischen Kirche im Besonderen, feindselig gegenüberstehen.“
Den Angaben der Stadt zufolge gibt es schon einen Vorschlag für neue Namen. Straße und Platz sollen nach der letzten Bürgermeisterin der ehemals selbstständigen Stadt Zons, Hannelu Manitz, benannt werden. Das nach ihr benannte und von ihr gebaute „Hannelu Gedächtnishallenbad“ wurde nach nur wenigen Jahren Betriebszeit nach der kommunalen Neugliederung vom Dormagener Zentral-Bürgermeister und seinem Stadtrat wieder abgebaut.
Eine mögliche Umbenennung des Gustav-Biesenbach-Platzes und der Biesenbachstraße würde für die dort ansässigen Familien und Firmen einen enormen Aufwand und Mehrkosten bedeuten. Sie wünschen sich, dass untersucht wird, ob es möglicherweise noch andere Opfer des Pfarrers oder Zeugen gibt, die sich vertrauensvoll an das Erzbistum wenden. Zum Hintergrund: In den Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln tauchen Fälle auf, wo Täter von angeblichen Opfern völlig zu Unrecht beschuldigt wurden. Die Erzieherin eines Katholischen Kindergartens wurde vom damaligen Generalsekretär Dominik Meiering entlassen und gesellschaftlich ruiniert. Später kam heraus, dass sie völlig unschuldig war und durch Lügen falsch verdächtig wurde. Frank Möll