Bandenmäßige Untreue: Manager von Hospital Management Group in Untersuchungshaft

Köln/Neuss/Hann.Münden/Schleswig. Das Klinikum Hann. Münden (KHM) hat seinen Geschäftsführer Andreas Schultz, einen Top-Manager der europaweit tätigen Hospital Management Group, abberufen. Er hatte ausgerechnet dem Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki die Lebensfreude geraubt. In seinem katholischen Euskirchener Marien-Krankenhaus war Schultz von der Kirche mit der Verwaltungsleitung beauftragt worden, soll sich aber selbst die Taschen voll gemacht haben.

Sein direkter Chef, der Ex-Neusser und nun Euskirchener Pfarrer Tobias Hopmann, war viele Jahre lang der Zeremonienmeister von Kardinal Woelki im Kölner Dom. Jesus Christus erwartet laut Überlieferung von beiden Priestern, dass sie ihr verlorenes Schaf im Gefängnis besuchen sollen (Matthäus 24,44). Sie werden davon Abstand nehmen. Auch das ehemals katholische Rheinland-Klinikum (Lukaskrankenhaus, Elisabeth-Krankenhaus) in Neuss wird von der Unternehmensgruppe, der auch die Hospital Management Group (WMC Healthcare) angehört, „befruchtet“. Hunderttausende fließen aus Neuss in dieses Unternehmen.

Rheintoday.de hatte am gestrigen Freitag (12. Januar 2024) um 11 Uhr in der Chefetage angerufen. Eine Mitarbeiterin von Geschäftsführer Andreas Schultz sagte, dass dieser nicht zu sprechen sei, da er inhaftiert wurde. Um 15.48 Uhr berichtete dann auch Medien in Niedersachsen, dass Florian Friedel, geschäftsführender Gesellschafter der Hospital Management Group GmbH, die das Krankenhaus führt, bestätigt, dass es ein Ermittlungsverfahren gegen den Ex-Geschäftsführer aus einer früheren Tätigkeit gebe und dieser in U-Haft sitze. Damit die Klinik handlungsfähig bleibe, habe Friedel selbst die Geschäftsführung übernommen. Zu den Vorwürfen gegen den Ex-Geschäftsführer könne er nichts sagen, berichtet die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA).

Sie bezögen sich auf eine Zeit, bevor der Beschuldigte in Hann. Münden tätig gewesen sei. Kenner der Szene verweisen jetzt  auf ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-Mitarbeiter des Marien-Hospitals in Euskirchen. Die Staatsanwaltschaft Bonn teilte dem Kölner Stadt-Anzeiger und der Kölnischen Rundschau mit, dass ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere Beschuldigte wegen des Verdachts der bandenmäßigen Untreue sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr anhängig sei.

Das Verfahren stehe im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei Bauvorhaben des Marien-Hospitals in Euskirchen. Bei den sechs Beschuldigten handele es sich um zwei ehemalige für finanzielle Angelegenheiten verantwortliche Mitarbeiter des Marien-Hospitals, einen Dienstleister im Gesundheitswesen und mehrere Bauunternehmer. Die bisherigen Ermittlungen hätten den dringenden Tatverdacht erhärtet, dass einer der beiden ehemals verantwortlichen Mitarbeiter des Marien-Hospitals private Bauvorhaben an seinem Privatgrundstück durch einen diesbezüglich eingeweihten Bauunternehmer hat ausführen lassen.

Die Betreiber des katholischen Marien-Krankenhauses, Pastor Hopmann und Kardinal Woelki wollen eigentlich in die heiße Phase des Fastelovends eintreten und unbeschwert op kölsche Art feiern. Ihr ehemaliger Krankenhaus-Verwalter überschattet die Lebensfreude, sitzt nach schlimmen Vorwürfen im Gefängnis. Fotocollage: Frank Möll

Die von dem Bauunternehmer absprachegemäß auf das Marien-Hospital ausgestellten Rechnungen sollen die beiden ehemals verantwortlichen Mitarbeiter des Marien-Hospitals gemeinsam freigegeben und aus dem Vermögen des Hospitals beglichen sowie den bei dem Bauunternehmer eingegangenen Betrag unter sich aufgeteilt haben. Allein durch diesen Geschäftsvorfall soll dem Marien-Hospital ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro entstanden sein, was den Kölner Erzbischof, der ohnehin viele Krisen zu bewältigen hat, sehr belaste und auch verärgere. Einmal sei sogar ein Bombenfund aus dem Zweiten Weltkrieg vorgetäuscht worden, wo sich die Manager und Bauunternehmer gegenseitig die Gelder zugeschanzt haben sollen, war aus dem Kölner Generalvikariat zu hören. Der Träger des Krankenhauses, Pfarrer Tobias Hopmann, ist Regimentspfarrer der Prinzengarde Euskirchen und Feldkaplan der traditionsreichen Kölner Garde „Jan von Werth“ und wollte eigentlich unbeschwert in die heiße Phase der Session starten und war auch nicht böse, dass sein Manager bei der Hospital Management Group ausgerechnet in der Pastorenstraße in Schleswig angeheuert hatte, von wo auch die Spezialisten über 20 Kliniken in Deutschland „betreuen“. Das schleswiger Unternehmen gehört zur WMC-Gruppe, die zur Zeit das Rheinland-Klinikum in Neuss, Grevenbroich und Dormagen berät.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sich seit dem 20. Dezember 2023 zwei Beschuldigte wegen des dringenden Tatverdachts der bandenmäßigen Untreue und eines besonders schweren Falls der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in Untersuchungshaft befänden. Es gelte aber bis zu einem rechtskräftigen Urteil uneingeschränkt die Unschuldsvermutung.

Selbst falls der Manager der Hospital Management Group, Andreas Schultz, schuldig sein sollte, müssten ihm Pastor Tobias Hopmann und Rainer Kardinal Woelki nach römisch-katholischer Lehre verzeihen.

Chefarzt Professor Dr. Alexis Ulrich (Rheinland-Klinikum) und CDU-Gesundheitsexperte Sebastian Rosen erörterten auf einem Meeting, was derzeit alles im Gesundheitswesen schief läuft. Foto: Frank Möll

Beide belastet aber auch noch ein anderer Fall. Das Rheinland-Klinikum in Neuss (dem das ehemalige katholische Lukaskrankenhaus angehhört) wird ebenfalls von der Hospital Management Group bzw. WMC Healthcare betreut. WMC-Gründer Dr. Reinhard Wichels soll über andere Firmengeflechte der Besitzer des Klinikums Hann. Münden. Das Unternehmen wurde vom Neusser Rheinland-Klinikum beauftragt, für stolze 263.000 Euro mehr Effizienz in den Klinikalltag zu bringen. Die Ausschreibungsgrenze beträgt 214.000 Euro, wie Manager anderer katholischer Krankenhäuser, die in Konkurrenz zum SPD-dominierten Rheinlandklinikum (Bürgermeister Breuer, Krützen, Lierenfeld) stehen, nun inoffiziell bemängeln. Sie fragen, ob es eine korrekte Ausschreibung gegeben habe und finden im Ausschreibungsmonitor DTAD keine Ausschreibung des Rheinland-Klinikums, die zu den Daten passt. Deren Problem: Das Lukaskrankenhaus (Rheinlandklinikum) hatte einmal im Bereich der Geburtshilfe einen hervorragenden Ruf, muss sich aber jetzt mit Honorarärzten (Freelancern) behelfen, weil es offenbar nicht genug Fachärzte für Festanstellungen findet. „Wir müssen schauen, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben“, sagte der Chefarzt der Chirurgie im Rheinland-Klinikum, Professor Dr. Alexis Ulrich, bei einer Veranstaltung in Köln auf eine Frage von Rheintoday.de. Gegenüber seinem katholischen Cartellbruder Sebastian Rosen, Gesundheitsexperte der Neusser CDU, machte Professor Ulrich deutlich, dass in seiner Klinik (Chirurgie) genügend hervorragende Fachärzte gehalten werden und auch zuströmen, da hier zum Beispiel im Bereich der Roboter-Chirurgie investiert wird, wo die jungen Ärzte neue Herausforderungen in eine zukunftsweisende Methode erlernen können. Manager von Hospital-Beratungsfirmen sparten hingegen vieles kaputt, so die Meinung von Gesundheitsexperten. Das könnte jetzt dazu geführt haben, dass ein überforderter Honorararzt den Kopf eines neugeborenen Kinders mit einer Geburtszange zerquetscht habe. Das Baby starb. Der Arzt muss nun vor Gericht.

Frank Möll

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