Stürzelberg. Sie hatten gehofft, dass Pfarrer Koltermann heute selbst kommt. Doch der schickte seinen Vertreter Pater Jaison Kavalakatt vom Orden der unbefleckten Maria. Alles andere als unbefleckt fühlen sich viele Stürzelberger Katholiken…
Es wäre eine Chance gewesen. „Wir hätten ihn freundlich aufgenommen“, so Lehrer Franz Roggendorf vor dem Grab des von Pastor Koltermann als Kinderschänder vorverurteilten Dechanten Biesenbach. Franz Roggendorf hatte vor Allerheiligen hier im Video-Statement gesagt, Koltermann solle einfach sagen: Ich habe was falsch gemacht.
Das wäre heute noch nicht einmal die Bedingung für die Versöhnung mit dem Stürzelberger Sprengel des vielen längst fremd gewordenen, sterilen „Pfarrverband Nord“ gewesen.
„Pastor Koltermann hätte einfach stumm vor dem Grab stehen können, es mit Weihwasser besprengen und segnen können“, sind sich Roggendorf und der Rechtsanwalt Adolf Pamatat einig. Das wäre ein starkes Zeichen gewesen! Keine Krone hätte Zacken verloren.
Stattdessen kam Pater Jaison, ein guter Typ, ein Menschenfischer. „Ich mag den“, sagt Vechtels Marlene, die Mutter des berühmten Theologen und Professors an der Frankfurter Hochschule, wo auch Papst Franziskus studiert hat. Alle der rund 200 Gläubigen, die zuvor Kerzen auf das Grab gestellt hatten, warten, was Jasion, denn alle „John“ nennen, macht.
„Eine Provokation. Ein Schlag ins Gesicht der Kirchenmitglieder von St. Aloysius“, raunt einer. Andere schütteln nur den Kopf. Kein einziges Mal fällt der Namen Biesenbach. Das Nachbargrab seines Nach-Nachfolgers Pastor Jonen wurde gesegnet, doch die Messdiener und der Priester gingen zu anderen Gräbern und dreimal an Pfarrer Biesenbachs Grab mit den vielen Kerzen vorbei, ohne es auch nur zu beachten. „Sein Chef hat es ihm sicher verboten“, suchten viele nach einer Erklärung. Viele wähnten sich wie „in einem schlechten Film“. Selbst Kandidaten in der Todeszelle, mehrfache Mörder bekommen vor der Hinrichtung noch den Segen und die Heilige Kommunion. Mafia-Bossen, also Gewohnheits-Killern, wird nach der Beichte vergeben. Für den unschuldigen Pfarrer Biesenbach spendierte die Katholische Kirche des Bürokratie-Monsters „Dormagen Nord“ nicht einen tropfen Weihwassser…
Was es jetzt braucht, ist ein Moderator. Ein Supervisor, der die Scherben wieder zusammensetzt. Dani Bergers, Administratorin einer wichtigen Stürzelberger Internet-Plattform hat schon recht, wenn sie sagt: Wenn an der Sache etwas dran gewesen wäre und Pastor Koltermann und Bürgermeister Erik Lierenfeld hätten nicht gehandelt, dann wäre es auch falsch gewesen. „Wie man es macht, man macht es falsch“, sagt sie.
Bevor Menschen abgeurteilt werden, ist allerdings eine sorgfältige Prüfung aller Fakten notwendig. Dann braucht es noch einen unabhängigen Richter, der keine eigene Agenda verfolgt. Sowohl die Katholische Kirche – als auch das Rathaus der Stadt Dormagen haben ausreichend fähige und gut bezahlte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wie der ehrenamtlich tätig gewordene Rechtsanwalt Adolf Pamatat sehr erfolgreich hätten feststellen können, dass das alles nicht passt. Oder sie hätten den ehemaligen Dorfpolizisten Alfred Erich fragen können, der RHEINTODAY vor dem Grab von Pastor Biesenbach zurief: „Ich wusste, dass der Mann unschuldig ist. Da habe ich als langjähriger Polizist die Erfahrung. Nur ein einziges Opfer bei solchen Taten- das ist doch unwahrscheinlich…“
Frank Möll
Lesen Sie bitte auch den Kommentar von Jürgen Ammon auf Rheintoday: hier