Die höchsten Vatikan-Kardinäle stärken Woelki

Rom/ Köln. Ungewöhnlich scharf kritisieren die beiden einflussreichen und für Deutschlands wichtigen Kardinäle Ladaria und Ouellett den Woelki-Feind Bischof Bätzing, der als Chef der Deutschen Bischofskonferenz die Katholische Kirche extrem verändern will, wovon der Kölner Erzbischof, Rainer Kardinal Woelki, überhaupt nichts hält. Der bekommt nun demonstrative Rückendeckung für sein Festhalten an den Grundlagen der katholischen Lehre, die von Jesus selbst und den Aposteln in die Welt getragen wurde.

Dass die den Christen so kostbare Lehre sich seit über 2000 Jahre segensreich ausbreitet, habe die Kirche den männlichen Nachfolgern der Apostel zu verdanken, die in der apostolischen Sukzession stehen, so der allgemeine Tenor der Vatikan-Verlautbarungen. Frei übersetzt: Nicht die launischen Maria 2.0-Krawallfrauen bieten die Garantie, dass die Kirche weiter wie ein Sauerteig aufgeht und sich segensreich verbreitet, nein, einzig treue und loyale, mutige und tapfere Bischöfe wie Kardinal Woelki können das.

Bätzing und seine Anhänger im so genannten „Synodalen Weg“ behaupten, dass die grundlegende Würde der Frauen in der katholischen Kirche nicht respektiert werde, weil sie keinen Zugang zur Priesterweihe hätten, sagt der Chefd er Glaubenskongegation, Kardinal Ladaria. „Die Position des Lehramtes ist in Wirklichkeit spezifischer. Der entscheidende Punkt ist nicht, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht zum Priester geweiht werden können; der Punkt ist, dass man die Wahrheit akzeptieren muss, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden“.
„Hier findet dieses Bewusstsein, Teil eines größeren Leibes zu sein, eines Leibes, der nicht unzusammenhängend ist, sondern der nach dem ausdrücklichen Willen Jesu, des Herrn, in Petrus und seinen Nachfolgern seinen Führer hat, seinen vollen Sinn. Ich möchte sofort hinzufügen, dass die jüngsten Überlegungen des Synodalen Wegs, die Bitte an den Heiligen Vater Franziskus zu richten, dieses Thema wieder aufzugreifen, sicherlich die sehr polemischen Töne des entsprechenden Textes über den Zugang von Frauen zur Priesterweihe dämpfen, und dafür können wir nur dankbar sein. Natürlich bleibt die Frage offen, wohin diese Texte des Synodalen Wegs letztlich führen. Die brüderliche Anregung bleibt die, zu einer ruhigeren Synthese zu gelangen, die deutlich stärker in Einklang steht mit jenem Bewusstsein, dass wir konstitutiv Teil eines größeren Leibes sind, an welchem sich mein Beitrag ausrichtet.“ Übersetzt heisst das auch: Nur in Deutschland gibt es diesen starken Wunsch, Frauen zu Priesern zu machen. Das würde die Weltkirche nicht mitmachen.

Ladaria stärkt auch die Ausübung des kirchlichen Lehramtes und insbesondere die Ausübung des bischöflichen Lehramtes, so wie es der Kölner Kardinal Woelki im Gegensatz zu Bätzing und Kardinal Marx im Herzen trägt. Fast vergessen werde in den Texten des Synodalen Wegs die Vorgabe der Konzilskonstitution Dei Verbum und insbesondere die Frage der Weitergabe des Glaubens dank der apostolischen Sukzession: „Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen ihr eigenes Lehramt überliefert“.

Ladaria: „Schon vor der Abfassung des neutestamentlichen Corpus gab es in der Tat die Gemeinschaft der Jünger und Jüngerinnen Jesu, des Herrn, die dazu berufen war, allen Menschen auf der Erde die frohe Botschaft vom Gott der Liebe zu bringen. Diese Gemeinschaft ist allerdings eine geordnete Gemeinschaft, die auf ein Haupt gegründet ist, welches Petrus ist, und die unter der Leitung der Zwölf steht, die die Aufgabe haben, das Zeugnis der anderen Jünger und Jüngerinnen des Herrn zu bestätigen. Durch die Jahrhunderte hindurch ist diese Ordnung in der „diaconía“ aller zum Himmelreich gerade dank der Gegenwart und Sendung der Bischöfe und in besonderer Weise dank der Gegenwart und Sendung des Bischofs von Rom möglich geworden. Ihm kommt gerade deshalb die besondere Aufgabe zu, alle zu begleiten, um die Liebe in der Wahrheit und die Wahrheit in der Liebe zu leben. Und wenn es wahr ist, dass das Lehramt unter dem Urteil des Wortes steht, so ist es gleichfalls wahr, dass das Wort gerade durch die Ausübung des Lehramtes der Bischöfe und insbesondere des Bischofs von Rom lebendig wird und lebendig erklingt. Wie tröstlich ist es für jeden Bischof, sich immer cum Petro und sub Petro zu wissen!
Es ist daher nicht möglich, diese heikle und entscheidende Aufgabe im Leben der katholischen Kirche mit anderen Ämtern in der Kirche gleichzusetzen, wie zum Beispiel mit denen der Theologen und der Experten in anderen Wissenschaften.“ Das hat gesessen!  Autor: Frank Möll 

Wortlaut: Kardinal Ladaria zum Synodalen Weg

Beitrag von Kardinal Luis Ladaria, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, beim interdikasteriellen Treffen mit den deutschen Bischöfen am 18. November.
 

Teil eines größeren Leibes

Es gibt einen Absatz im Schreiben des Heiligen Vaters an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland, der den Hintergrund für meine kurze Rede bildet. Papst Franziskus schreibt in Absatz 9 des soeben zitierten Briefes:

„Die Weltkirche lebt in und aus den Teilkirchen [Lumen gentium, 23], so wie die Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten. Das hilft uns, die Angst zu überwinden, die uns in uns selbst und in unseren Besonderheiten isoliert, damit wir demjenigen in die Augen schauen und zuhören oder damit wir auf Bedürfnisse verzichten können und so denjenigen zu begleiten vermögen, der am Straßenrand liegen geblieben ist. Manchmal kann sich diese Haltung in einer minimalen Geste zeigen, wie jene des Vaters des Verlorenen Sohnes, der die Türen offen hält, so dass der Sohn, wenn er zurückkehrt, ohne Schwierigkeiten eintreten kann [vgl. Evangelii gaudium, 46]. Das bedeutet nicht, nicht zu gehen, nicht voranzuschreiten, nichts zu ändern und vielleicht nicht einmal zu debattieren und zu widersprechen, sondern es ist einfach die Folge des Wissens, dass wir wesentlich Teil eines größeren Leibes sind, der uns beansprucht, der auf uns wartet und uns braucht, und den auch wir beanspruchen, erwarten und brauchen. Es ist die Freude, sich als Teil des heiligen und geduldigen treuen Volkes Gottes zu fühlen.“

Die folgenden Worte möchten nun in jedem von uns von neuem dieses Bewusstsein wecken, dass wir konstitutiv Teil eines größeren Leibes sind, und dass gerade diese Gemeinschaft mit allen anderen Gliedern der Kirche – mehr als tausend Gesten oder lautstarke Erklärungen – jene Gastfreundschaft ermöglichen kann, die heute so notwendig ist gegenüber denjenigen, die am Straßenrand zurückbleiben.
Und in der Tat gibt es sehr viele Männer und Frauen, die sich heute nicht mehr „zu Hause“ fühlen im Haus des Herrn und draußen bleiben. Und es gibt sehr viele, die sich von den Männern und Frauen der katholischen Kirche zutiefst verraten fühlen und nicht mehr hingehen. Vor allem aber gibt es sehr viele Männer und Frauen, die kein Vertrauen mehr in uns Bischöfe haben. Und das geschieht nicht ohne Grund. Wir denken hier sofort an das schmerzliche Kapitel des sexuellen Missbrauchs und ganz allgemein des Machtmissbrauchs durch Geistliche und an all die Male, in denen unsere Reaktion als Kirche in solchen Fällen der Situation nicht angemessen war. In dieser Hinsicht werden wir nicht müde werden, die Opfer dieses Missbrauchs um Vergebung zu bitten und ihnen, wenn möglich, unsere Hilfe anzubieten; gleichzeitig werden wir nicht müde werden, jeden Tag unsere Entschlossenheit zu erneuern, auf dass es nie wieder zu Missbrauch von Minderjährigen und zu Machtmissbrauch durch Männer und Frauen der Kirche kommen möge. Was das betrifft, kann ich Ihnen versichern, dass sich das Dikasterium für die Glaubenslehre mit aller Kraft und mit größter Aufmerksamkeit dafür einsetzt, dass die im Codex des kanonischen Rechtes vorgesehenen Strafen gegen jene Kleriker verhängt werden, die sich solcher abscheulichen Verbrechen schuldig gemacht haben.

„Wir sind wesentlich Teil eines größeren Leibes, der uns beansprucht, der auf uns wartet und uns braucht, und den auch wir beanspruchen, erwarten und brauchen“

Unter diesem Gesichtspunkt erscheinen die Anstrengungen, die die Kirche in Deutschland in ihrem Innern unternimmt, um Sicherheitsprotokolle zu erstellen, damit jeglicher Missbrauch von Minderjährigen und jede andere Form von Gewalt gegen Erwachsene durch Kleriker und in jedem Fall innerhalb kirchlicher Einrichtungen verhindert werden, mehr als lobenswert. Dieser Einsatz hat in dem von der Kirche in Deutschland 2019 initiierten Synodalen Weg, der gerade in diesen Monaten eine besonders wichtige Phase erreicht, seine besondere Konkretisierung erfahren.

Eben in diesem Geist des „Wissens, dass wir wesentlich Teil eines größeren Leibes sind, der uns beansprucht, der auf uns wartet und uns braucht, und den auch wir beanspruchen, erwarten und brauchen“, wie es in den eingangs zitierten Worten des Schreibens des Heiligen Vaters an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland heißt, ist es meine Aufgabe als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Ihnen, verehrte Mitbrüder, fünf konkrete Bedenken vorzutragen, die sich aus einer sorgfältigen Lektüre der bisher auf Ihrem Synodalen Weg diskutierten Texte ergeben.

„Das erste Bedenken betrifft die literarische Gattung der Texte“

Das erste Bedenken betrifft die literarische Gattung der Texte. Da es sich nicht um eine Synode, sondern um einen Synodalen Weg handelt, scheint vorerst kein Abschlussdokument geplant zu sein. Aber sollten wir nicht an so etwas wie ein Abschlussdokument des Synodalen Wegs oder etwas Ähnliches denken? Eine solche Frage drängt sich auf, wenn man feststellt, dass es in vielen Passagen der Texte des Synodalen Wegs allgemeine Aussagen über die im heiligen Volk Gottes vorhandenen Positionen gibt, anspielende Verweise auf wissenschaftliche und soziologische Erkenntnisse, die Verwendung von Ergebnissen der Exegese, die immer noch diskutiert werden und diskussionswürdig sind, nicht hinterfragte Erklärungen über ein Ende der Metaphysik und die Eklipse aller Wahrheit, allgemeine Protokolle über die mögliche öffentliche Anerkennung der kirchlichen Lehre und schließlich Verweise auf ungenannte Theologen und Theologinnen ohne die Möglichkeit der Identifizierung. Diese Dinge sind vielleicht für die Autoren der Texte und für qualifizierte Leser sehr klar, aber wenn wir Teil eines größeren Leibes sind und diese Texte (mit ihren bereits verfügbaren Übersetzungen in andere Sprachen) eine globale Verbreitung zu finden beginnen, scheint es nicht abwegig, ein Schlussdokument oder etwas Ähnliches vorzuschlagen, in dem ein lineareres Vorgehen und eine geringere Abhängigkeit von Behauptungen, die nicht vollständig gesichert sind, zum Ausdruck kommen kann.

„Das zweite Bedenken gilt dem Zusammenhang zwischen der Struktur der Kirche und dem Phänomen des Missbrauchs“

Das zweite Bedenken gilt dem Zusammenhang zwischen der Struktur der Kirche und dem Phänomen des Missbrauchs von Minderjährigen durch Kleriker und anderen Missbrauchsphänomenen. Der in den Texten enthaltene Diskurs scheint, auch aufgrund ihrer Länge und der notwendigen mehrfachen Wiederholungen, der spezifischen Natur des kirchlichen Leibes nicht Rechnung zu tragen. Es versteht sich von selbst, dass alles getan werden muss, um weiteren Missbrauch an Minderjährigen durch Kleriker zu verhindern, aber dies darf nicht bedeuten, das Geheimnis der Kirche auf eine bloße Machtinstitution zu reduzieren oder die Kirche von vornherein als eine strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation zu betrachten, die so schnell wie möglich unter die Kontrolle von Oberaufsehern gebracht werden muss. In dieser Hinsicht besteht die größte Gefahr vieler operativer Vorschläge der Texte des Synodalen Wegs darin, dass eine der wichtigsten Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils verloren geht, nämlich die klare Lehre von der Sendung der Bischöfe und damit der Ortskirche.

„Das dritte Bedenken bezieht sich auf die Sicht der menschlichen Sexualität gemäß der kirchlichen Lehre“

Das dritte Bedenken bezieht sich auf die Sicht der menschlichen Sexualität gemäß der kirchlichen Lehre, besonders wie sie im Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 zum Ausdruck kommt. Der allgemeine Eindruck, der sich aus der Lektüre der Texte des Synodalen Wegs in dieser Hinsicht ergeben könnte, ist, dass es auf diesem Gebiet der kirchlichen Lehre fast nichts zu retten gebe. Alles müsse geändert werden. Wie kann man da nicht an den Eindruck denken, den all dies auf so viele Gläubige hat, die auf die Stimme der Kirche hören und sich bemühen, ihre Leitlinien für ihr Leben zu befolgen? Sollen sie vielleicht denken, dass sie bisher alles falsch gemacht haben?
Man sollte nicht zu leichtfertig glauben, dass die menschliche Sexualität etwas ist, das klar und deutlich vor uns steht und frei von der Ambivalenz ist, die jede menschliche Geste mit sich bringt, und noch mehr jede menschliche Geste, die mit der Ausübung der Sexualität zusammenhängt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Verfasser der Texte und die Vollversammlung des Synodalen Wegs vorsichtiger gewesen wären und mehr Vertrauen in die Vision gehabt hätten, die das Lehramt in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Sexualität entwickelt hat. Die Bewahrung des konstitutiv Leben empfangenden und weitergebenden Charakters des Menschen bleibt eine der großen prophetischen Aufgaben der Gemeinschaft der Glaubenden in dieser Zeit der fortschreitenden Kommerzialisierung der menschlichen Existenz.

„Das vierte Bedenken betrifft die Rolle der Frauen in der Kirche und insbesondere die Frage des Zugangs von Frauen zur Priesterweihe“

Das vierte Bedenken betrifft die Rolle der Frauen in der Kirche und insbesondere die Frage des Zugangs von Frauen zur Priesterweihe. Auch hier scheinen die Texte des Synodalen Wegs einer partizipatorischen Hermeneutik der lehramtlichen Positionen nicht gerecht zu werden, indem sie alles auf die folgende Feststellung reduzieren: Die grundlegende Würde der Frauen werde in der katholischen Kirche nicht respektiert, weil sie keinen Zugang zur Priesterweihe haben. Die Position des Lehramtes ist in Wirklichkeit spezifischer. Der entscheidende Punkt ist nicht, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht zum Priester geweiht werden können; der Punkt ist, dass man die Wahrheit akzeptieren muss, dass „die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden“ (hl. Johannes Paul II., Ordinatio sacerdotalis).
Hier findet dieses Bewusstsein, Teil eines größeren Leibes zu sein, eines Leibes, der nicht unzusammenhängend ist, sondern der nach dem ausdrücklichen Willen Jesu, des Herrn, in Petrus und seinen Nachfolgern seinen Führer hat, seinen vollen Sinn. Ich möchte sofort hinzufügen, dass die jüngsten Überlegungen des Synodalen Wegs, die Bitte an den Heiligen Vater Franziskus zu richten, dieses Thema wieder aufzugreifen, sicherlich die sehr polemischen Töne des entsprechenden Textes über den Zugang von Frauen zur Priesterweihe dämpfen, und dafür können wir nur dankbar sein. Natürlich bleibt die Frage offen, wohin diese Texte des Synodalen Wegs letztlich führen. Die brüderliche Anregung bleibt die, zu einer ruhigeren Synthese zu gelangen, die deutlich stärker in Einklang steht mit jenem „Bewusstsein, dass wir konstitutiv Teil eines größeren Leibes sind“, an welchem sich mein Beitrag ausrichtet.

„Das fünfte und letzte Bedenken betrifft die Ausübung des kirchlichen Lehramtes und insbesondere die Ausübung des bischöflichen Lehramtes“

Das fünfte und letzte Bedenken betrifft die Ausübung des kirchlichen Lehramtes und insbesondere die Ausübung des bischöflichen Lehramtes. Fast vergessen wird in den Texten des Synodalen Wegs die Vorgabe der Konzilskonstitution Dei Verbum und insbesondere die Frage der Weitergabe des Glaubens dank der apostolischen Sukzession: „Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen ihr eigenes Lehramt überliefert“ (DV, 7).
Schon vor der Abfassung des neutestamentlichen Corpus gab es in der Tat die Gemeinschaft der Jünger und Jüngerinnen Jesu, des Herrn, die dazu berufen war, allen Menschen auf der Erde die frohe Botschaft vom Gott der Liebe zu bringen. Diese Gemeinschaft ist allerdings eine geordnete Gemeinschaft, die auf ein Haupt gegründet ist, welches Petrus ist, und die unter der Leitung der Zwölf steht, die die Aufgabe haben, das Zeugnis der anderen Jünger und Jüngerinnen des Herrn zu bestätigen. Durch die Jahrhunderte hindurch ist diese Ordnung in der „diaconía“ aller zum Himmelreich gerade dank der Gegenwart und Sendung der Bischöfe und in besonderer Weise dank der Gegenwart und Sendung des Bischofs von Rom möglich geworden. Ihm kommt gerade deshalb die besondere Aufgabe zu, alle zu begleiten, um die Liebe in der Wahrheit und die Wahrheit in der Liebe zu leben. Und wenn es wahr ist, dass das Lehramt unter dem Urteil des Wortes steht, so ist es gleichfalls wahr, dass das Wort gerade durch die Ausübung des Lehramtes der Bischöfe und insbesondere des Bischofs von Rom lebendig wird und lebendig erklingt. Wie tröstlich ist es für jeden Bischof, sich immer cum Petro und sub Petro zu wissen!
Es ist daher nicht möglich, diese heikle und entscheidende Aufgabe im Leben der katholischen Kirche mit anderen Ämtern in der Kirche gleichzusetzen, wie zum Beispiel mit denen der Theologen und der Experten in anderen Wissenschaften.

„Wir müssen einander „brauchen“ wollen, wir müssen einander erwarten wollen, wir müssen diese Gemeinschaft des Lebens und des Weges wollen“

Verehrte Brüder, dies sind die Bedenken, die ich Ihnen im Geiste des Bewusstseins, dass wir alle konstitutiv Teil eines größeren Leibes sind, vortragen wollte. Die Weltkirche braucht die Kirche in Deutschland, so wie die Kirche in Deutschland die Weltkirche braucht. Aber wir müssen einander „brauchen“ wollen, wir müssen einander erwarten wollen, wir müssen diese Gemeinschaft des Lebens und des Weges wollen. Und in Wahrheit ist es genau das, was Ihr ehrlicher und tiefempfundener Wunsch verlangt, mehr und mehr eine Kirche zu sein, in der sich alle zu Hause fühlen können, in der sich alle als Teil einer Familie fühlen können, eine Kirche, in der Gott allen sein Antlitz als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart, besonders jetzt nach den dramatischen Kapiteln, die wir erlebt haben aufgrund der Beweise für den schrecklichen Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker und den Umgang einiger Bischöfe damit, der nicht immer dem Ernst der Lage entsprach.

Möge der Herr unsere Bereitschaft segnen, einander zu brauchen.

Beitrag von Kardinal Marc Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, beim interdikasteriellen Treffen mit den deutschen Bischöfen am 18. November.
 

Liebe Mitbrüder!

Im Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland hat Papst Franziskus in Gemeinschaft mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. den Rückgang des christlichen Lebens im Land zur Kenntnis genommen und das ganze Volk Gottes aufgefordert, auf Christus als Schlüssel für die Erneuerung zu vertrauen. Der Heilige Vater hat geschrieben: »Es ist dies ein sicherlich facettenreicher und weder bald noch leicht zu lösender Rückgang. Er verlangt ein ernsthaftes und bewusstes Herangehen und fordert uns in diesem geschichtlichen Moment wie jenen Bettler heraus, wenn auch wir das Wort des Apostels hören: ›Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!‹ (Apg 3,6).« Ich möchte auf diesen Abschnitt des erwähnten Briefes Bezug nehmen, um im Geist der Apostelgeschichte einige kurze ekklesiologische Überlegungen zu Ihrem synodalen Suchen darzulegen. Ich tue dies als Bruder im bischöflichen Dienst, aber auch mit Blick auf die Bedürfnisse der einfachen Gläubigen.

„Die enorme Anstrengung der institutionellen Selbstkritik“

Sie, die Nachfolger der Apostel in Deutschland, haben die Tragödie des von Klerikern begangenen sexuellen Missbrauchs ernst genommen und in typisch deutscher Manier mit den Mitteln von Wissenschaft, Glaube und synodaler Konsultation eine Untersuchung in Gang gebracht, um zu einer radikalen Neuausrichtung zu gelangen, die diesem moralischen und institutionellen Versagen ein Ende setzen sollte. Die dabei geführten hitzigen Debatten und die daraus hervorgehenden Reformvorschläge verdienen zweifellos Lob für die Aufmerksamkeit, das Engagement, die Kreativität, die Aufrichtigkeit und den Mut, die Ihr Synodaler Weg gezeigt hat, bei dem die Laien eine gleichberechtigte, wenn nicht vorherrschende Rolle gespielt haben. Nach sorgfältiger Lektüre Ihrer Schlussfolgerungen ist es selbstverständlich, die enorme Anstrengung der institutionellen Selbstkritik aufrichtig zu würdigen ebenso wie die diesen Überlegungen gewidmete Zeit und die gemeinsame Arbeit von Theologen, Bischöfen und Hirten, Männern und Frauen, um zu einem gewissen Konsens zu gelangen, wenn auch mühsam und verbunden mit erheblichen Spannungen. Es ist nun an uns, auf Ihre Vorschläge zu reagieren, die viele vertretbare Elemente theologischer, organisatorischer und funktionaler Art enthalten, die aber aus anthropologischer, pastoraler und ekklesiologischer Sicht auch ernsthafte Schwierigkeiten aufwerfen.

„Mehrere maßgebliche Kritiker der aktuellen Ausrichtung des Synodalen Weges in Deutschland sprechen offen von einem latenten Schisma“

Mehrere maßgebliche Kritiker der aktuellen Ausrichtung des Synodalen Weges in Deutschland sprechen offen von einem latenten Schisma, das der Vorschlag Ihrer Texte in der vorliegenden Form festzuschreiben droht. Ich weiß sehr gut, dass es nicht Ihre Absicht ist, einen Bruch mit der universalen Gemeinschaft der Kirche herbeizuführen, und dass sie auch kein verkürztes christliches Leben befürworten, das eher dem »Zeitgeist« als dem Evangelium entsprechen würde. Im Gegenteil, die Zugeständnisse, die in Ihren Vorschlägen auftauchen, wurden Ihnen sozusagen durch den sehr starken kulturellen und medialen Druck abgerungen. Ich verstehe, dass Ihre Absicht gerade die ist, ein Schisma zu vermeiden. Dafür sollen die Diener des Evangeliums glaubwürdiger, zahlreicher und qualifizierter werden und es sollen inklusivere christliche Gemeinschaften entstehen, die alle Haltungen – die gemäß der Menschenwürde und dem christlichen Personenbegriff zu bewerten sind – respektieren. Es ist jedoch auffällig, dass die Agenda einer begrenzten Gruppe von Theologen von vor einigen Jahrzehnten plötzlich zum Mehrheitsvorschlag des deutschen Episkopats geworden ist: Abschaffung des Pflichtzölibats, Weihe von viri probati, Zugang von Frauen zum geweihten Amt, moralische Neubewertung der Homosexualität, strukturelle und funktionale Begrenzung hierarchischer Macht, von der Gender-Theorie inspirierte Überlegungen zur Sexualität, wichtige Änderungsvorschläge zum Katechismus der Katholischen Kirche usw.
»Was ist passiert?« und »Wo sind wir gelandet?«, fragen sich viele Gläubige und Beobachter erstaunt. Es fällt schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass die äußerst gravierende Angelegenheit der Missbrauchsfälle ausgenutzt wurde, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen.

„Eine grundlegenden Änderung, die ernsthafte Bedenken aufwirft“

Wenn man die Vorschläge in ihrer Gesamtheit bewertet, hat man den Eindruck, dass wir es nicht nur mit einer »aufgeschlosseneren« Auslegung der katholischen Disziplin oder Moral zu tun haben, sondern mit einer grundlegenden Änderung, die ernsthafte Bedenken aufwirft, wie der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre gerade gesagt hat. Es scheint uns, dass wir vor einem Projekt der »Veränderung der Kirche« stehen und nicht nur vor pastoralen Neuerungen im moralischen oder dogmatischen Bereich. Leider muss ich feststellen, dass dieser globale Vorschlag, in Deutschland und anderswo bereits weithin bekannt gemacht, die Gemeinschaft der Kirche verletzt, weil er Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes sät. Tagtäglich erreichen uns unmittelbare Zeugnisse, die das Ärgernis beklagen, das dieser unerwartete, einen Bruch mit der katholischen Tradition darstellende Vorschlag bei den Kleinen verursacht.

Es ist nicht verwunderlich, dass diese Ergebnisse nicht nur die örtliche Bischofskonferenz und die Kirche in Deutschland spalten, sondern auch den Weltepiskopat, der es nicht an einer erstaunten und besorgten Reaktion hat fehlen lassen. Diese Tatsache muss uns zum Nachdenken über das primäre Amt des Bischofs führen: die Verkündigung in Übereinstimmung mit dem Lehramt der Kirche und des Papstes (vgl. Lumen gentium, 25). Jeder Bischof ist von seiner Weihe und Hinzufügung zum Kollegium der Nachfolger der Apostel an befähigt, cum et sub Petro die Weltkirche in der ihm anvertrauten Teilkirche zu repräsentieren und die Gemeinschaft seiner Teilkirche mit der Weltkirche zu gewährleisten. Die Kriterien für diese Gemeinschaft sind in Lumen gentium, in Christus Dominus und im Codex des kanonischen Rechtes aufgelistet.

„Zunehmende Spannungen mit dem offiziellen Lehramt auf der inhaltlichen Ebene“

Die Tatsache, dass das von Papst Franziskus im Juni 2019 zur Orientierung verfasste Schreiben zwar als spiritueller Bezugspunkt, aber nicht wirklich als Leitfaden für die synodale Methode aufgenommen wurde, hatte erhebliche Folgen. Nach dieser anfänglichen Distanzierung vom päpstlichen Lehramt auf der methodischen Ebene traten im zeitlichen Ablauf der Arbeiten zunehmende Spannungen mit dem offiziellen Lehramt auf der inhaltlichen Ebene zutage, was zu Vorschlägen geführt hat, die offen im Widerspruch zur Lehre stehen, die von allen Päpsten seit dem Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil bekräftigt wurde. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang die Haltung gegenüber der endgültigen Entscheidung von Johannes Paul II. hinsichtlich der Unmöglichkeit für die katholische Kirche, die Priesterweihe von Frauen vorzunehmen. Diese Haltung offenbart ein Glaubensproblem in Bezug auf das Lehramt und einen gewissen um sich greifenden Rationalismus, der sich nur dann an Entscheidungen hält, wenn sie persönlich überzeugend erscheinen oder vom allgemein verbreiteten Denken akzeptiert werden. Dieses symbolische Beispiel untergräbt zusammen mit den anderen moralischen und disziplinarischen Veränderungen, die befürwortet werden, die Verantwortung der Bischöfe für ihr primäres Amt und wirft einen Schatten auf die Gesamtheit der erwähnten Bemühungen der Versammlung, die offenbar stark von Interessengruppen beeinflusst und daher von vielen als riskante Initiative beurteilt wird, die dazu bestimmt ist, zu enttäuschen und zu scheitern, weil sie »aus der Bahn geraten« ist.

„Für ein Moratorium für die vorgelegten Vorschläge und eine grundlegende Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt“

Gottlob enthalten diese ausgearbeiteten Texte – über die bereits abgestimmt wurde, die aber auf der letzten Versammlung im März noch geändert werden können – auch wertvolle Entwicklungen für ein pastorales und ekklesiologisches Umdenken, wie zum Beispiel einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und die moralische Verpflichtung zur Wiedergutmachung gegenüber den Missbrauchsopfern, die Förderung des allgemeinen Priestertums aller Getauften, die Haltung der Anerkennung von Charismen. In Anbetracht der Umstände und der starken Spannungen, von denen die Sitzungen im Augenblick der Abstimmung geprägt waren, und vor allem in Anbetracht der laufenden Konsultation für die Weltsynode über die Synodalität, scheint uns ein Moratorium für die vorgelegten Vorschläge notwendig zu sein, und eine grundlegende Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt, im Lichte der Ergebnisse der römischen Synode. Wir haben die Chance, die Perspektiven zu verbinden, indem wir eine methodische Änderung vornehmen, die dazu beitragen könnte, die Thesen des deutschen Synodalen Weges zu verbessern, im Sinne eines tieferen Hörens auf den Ansatz von Papst Franziskus und der Weltbischofssynode. Es liegt auf der Hand, dass sich die Methode der Weltsynode von der in Deutschland angewandten unterscheidet: Sie ist sicherlich weniger parlamentarisch, mehr auf eine globale Beteiligung und auf die Erzielung eines Konsenses ausgerichtet, der auf der Grundlage eines tiefen geistlichen Hörens auf das Volk Gottes erreicht wird.

„Sorge um die Einheit der Kirche“

Das grundlegende Motiv für dieses Moratorium ist die Sorge um die Einheit der Kirche, die auf der Einheit der Bischöfe in Gemeinschaft und Gehorsam gegenüber Petrus beruht. Die Befürwortung dieses umstrittenen Vorschlags durch einen Episkopat in Schwierigkeiten würde noch mehr Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes säen. Angesichts des ökumenischen Szenariums und der durch Kriege zerrütteten weltweiten geopolitischen Lage ist zu erwarten, dass eine weitere Verbreitung dieses Vorschlags die Probleme, die er beheben soll, nicht lösen würde: die massive Abwanderung der Gläubigen aus der Kirche, den Exodus der Jugend, die sogenannten »systemischen Ursachen« des Missbrauchs, die Vertrauenskrise der Gläubigen.

Der größte Mangel dieses Vorschlags ist vielleicht ein gewisser apologetischer Ansatz, der sich auf kulturelle Veränderungen stützt, anstatt auf die erneuerte Verkündigung des Evangeliums. Sie besitzen Gold und Silber, Wissenschaft und weithin anerkanntes Ansehen, und gehen mit allem großzügig um, aber vergessen Sie nicht, kraftvoll und einfach den Glauben an Jesus Christus zu bezeugen, was Ihre Gläubigen dringend erbitten.

„Zum Geist der Apostelgeschichte zurückkehren“

Mit dem Beispiel und der Lehre von Papst Franziskus können wir zum Geist der Apostelgeschichte zurückkehren: vor allem Jesus Christus schenken, im Hinblick auf den Wunsch nach Heilung und Bekehrung unseres Volkes und unserer selbst. Wir sollten nicht so tun, als seien kulturelle oder institutionelle Lösungen unverzichtbar, um die Gestalt Jesu glaubwürdig zu machen, auch wenn sie von unvollkommenen Amtsträgern vorgebracht wird, sondern wir sollten auf die göttliche Gnade und Barmherzigkeit vertrauen. Das ist die anfängliche Botschaft von Papst Franziskus, die jetzt aufgegriffen und auf die Überprüfung der Ergebnisse des Synodalen Weges angewendet werden müsste.

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