Frauen benutzen oft Messer
Frauen schlagen mit der Hand oder den Fäusten zu, sie beißen, kratzen, reißen an den Haaren oder treten mit den Füßen. Das kommt aber relativ selten vor. Wesentlich häufiger bedienen sie sich verschiedener Objekte, die sie als Waffen einsetzen, wie zum Beispiel Nadeln, Scheren, Kleinmöbel, Küchengeräte, Schuhe, Messer, Hämmer und anderes Werkzeug. Auf diese Weise gleichen sie ihre körperliche Unterlegenheit aus. Die dritte Variante ist sexuelle Gewalt. Auch Männer werden sexuell belästigt, vergewaltigt oder zu Handlungen gezwungen, die sie ablehnen.
Warum wehren sich Männer nicht?
Eine Frage drängt sich in diesem Zusammenhang unvermeidlich auf: Warum schlagen Männer nicht zurück? Männer könnten sich gegen Frauen körperlich leicht zur Wehr setzen. Stattdessen lassen sie es sich gefallen, dass sie gedemütigt und verletzt werden. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Ein Grund ist eine angeborene oder anerzogene Hemmung. Jungen und Männern wird beigebracht, körperlich Unterlegenen und vermeintlich Hilflosen und Schwachen wie etwa Frauen und Kindern nichts zu tun, denn dies gilt als „unehrenhaft“. Daher ist es für sie undenkbar, eine Frau anzugreifen oder sich gegen sie zu wehren. Ein weiterer Grund ist, dass Männer Frauen oft nicht als ebenbürtig ansehen. Sie unterschätzen die Gefahr, die von ihnen ausgehen kann, und entwickeln ihnen gegenüber nicht das Gefühl, ernsthaft bedroht zu sein. Ihre Selbstschutzstrategien werden daher nicht aktiviert. Einige Männer schlagen auch deshalb nicht zurück, weil sie Gewalt ablehnen und weil sie ihre Partnerin lieben und ihr nichts zuleide tun wollen.
Es gibt auch Männer, die die unvermeidlichen Konsequenzen scheuen, etwa eine Trennung, eine Anzeige, eine polizeiliche Untersuchung, einen Gerichtsprozess, eine Paartherapie oder die Zerschlagung der Familie. Um die Partnerschaft oder Familie zu retten, lassen sie sich misshandeln und betrachten dies als den Preis, den sie dafür zahlen müssten.
Manche Männer glauben auch, dass sie eine Mitschuld trifft, weil sie die Gewaltausbrüche provozierten, sich nicht gemäß den Wünschen der Frau verhielten oder ihr nicht helfen könnten. In einigen Fällen sind auch Drohungen der Frau, sich, die Kinder oder den Mann umzubringen, wenn er sie verlässt, ein massiver Grund.
Manche Männer wissen zudem nicht, wohin sie gehen sollen, und sehen keine Alternative zum Verbleib. Möglicherweise kann auch die Sozialisation bei einigen Männern als Erklärung herangezogen werden. Nicht wenige betroffene Männer wuchsen in einem Umfeld auf, in dem Frauen dominierten und eventuell gewalttätig waren und in dem eine Überlebensstrategie darin bestand, Gewalt stillschweigend zu dulden und zu ertragen.
Nach Angaben der britischen Hilfsorganisation „ManKind Initiative“ sprechen betroffene Männer nur sehr selten über häusliche Gewalt. Auch hierfür gibt es verschiedene Gründe, wie zum Beispiel:
- Männern fällt es schwer, sich als Opfer zu sehen und mit der Opferrolle zu identifizieren.
- Im männlichen Selbstbild sind Männer stark und wehrhaft.
- Männer schämen sich, Opfer eines vermeintlich Schwächeren zu sein.
- Männer möchten nicht gerne zu den Details der Gewalttaten und zu den Gründen, weshalb sie sich nicht wehren, befragt werden.
- Männer stehen unter Druck, nach außen so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre.
- Männer wollen nicht, dass ihr Problem unter Verwandten, Freunden, Kollegen oder Nachbarn publik wird.
- Männer haben Angst, dass man ihnen nicht glaubt und dass sie selbst als Täter angesehen und verhaftet werden.
- Männer wissen nicht, wohin sie sich mit ihrem Problem wenden sollen.
An Beratungsstellen und Hilfsorganisationen wenden sie sich hingegen nur selten. Vom Gang zum Rechtsanwalt, zum Arzt, zum Psychotherapeuten oder zur Polizei halten die meisten Männer nichts, unter anderem weil sie diesen Institutionen und Unterstützern nicht vertrauen und weil sie sich von der Polizei nicht ernst genommen fühlen und glauben, dass sie nichts unternehmen wird. Im Schnitt vergehen zweieinhalb Jahre, bevor sich ein betroffener Mann Hilfe von außen sucht.
Für Männer hat das Erleiden häuslicher Gewalt viele negative Auswirkungen. Stress, Furcht, Scham, Wut und körperliche sowie seelische Verletzungen führen bei vielen Männern zu Depressionen, Angsterkrankungen, Krankheits- und Traumasymptomen, einem verminderten Selbstwertgefühl, sozialer Isolation und Suizidabsichten. Davon sind oft auch die gemeinsamen Kinder betroffen, sofern sie Zeugen der gewaltsamen Übergriffe werden.
In vielen Ländern gibt es für Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, weder Verständnis noch Hilfsangebote. In westlichen Ländern ist die Lage etwas besser. Beispielsweise existieren in Deutschland einige Opferhilfsorganisationen, Gewaltschutzambulanzen, Selbsthilfegruppen und Therapieangebote, die sich auf die Beratung von Männern spezialisiert haben. Darüber hinaus gibt es ein paar Zufluchtsstätten (ähnlich den Frauenhäusern), in die sich Männer zurückziehen können. Im Vergleich zu den Angeboten für Frauen sind Angebote für Männer jedoch immer noch äußerst dürftig. Das liegt unter anderem daran, dass das Thema „Gewalt gegen Männer“ tabuisiert und schambesetzt ist, dass geprügelte Männer keine Lobby haben und dass es kaum Berichterstattung und folglich so gut wie kein öffentliches Problembewusstsein gibt.
„Viele Männer wollen über das, was ihnen angetan wird, jedoch sprechen und wünschen sich mehr Unterstützung“, sagt die niederländische Ärztin Babette Drijber vom Municipal Public Health Service in Amsterdam. Männern, die häusliche Gewalt erleben, wäre daher mit mehr niedrigschwelligen, anonymen Hilfs- und Beratungsangeboten und mit einer stärkeren gesellschaftlichen Wahrnehmung und Anerkennung ihres Problems geholfen, schreibt Dr. phil. Marion Sonnenmoser in einer Studienanalyse für das Deutsche Ärzteblatt.
Fazit: Natürlich sind meistens Frauen das Opfer von Gewalt. Es ist verbreitet, dass die meisten Politiker nur Männer als Täter sehen und die vielen männlichen Opfer somit ein weiteres Mal alleine lassen. Hermann Gröhe gehört auch dazu. Auch der Bürgermeister von Grevenbroich, Klaus Krützen, hat heute in einem Video mit Dieter Staniek klar gemacht, dass Frauen Opfer sind und nicht Täterinnen.
Positiv fällt die SPD-Bundesjustizministerin Christine Lambrecht auf. Sie gibt heute ein Statement ab, wo sie klar sagt, dass sowohl Männer als auch Frauen Täterinnen sind. Sie zitiert wie „rheintoday.de“ die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Studien von Frauengewalt gegen Männer.
Frank Möll