Biesenbach: Morgen hält Stadtrat „Jüngstes Gericht“

Stürzelberg. Morgen trifft gegen 18 Uhr im Dormagener Rathaus die Vorhut des „jüngsten Gerichtes“ zusammen und bestimmt, was in Stürzelberg passiert, wohin im Mittelalter bekanntlich die Pestkranken vom erzbischöflichen Zons über den Berg gestürzelt wurden und sich seitdem dort am Rheinufer munter fortpflanzen.

Eine mehrfach vorbestrafte Betrügerin aus Berlin beschuldigt den ehemaligen Dorf-Pfarrer Gustav Biesenbach, ein verachtenswerter Sex-Täter zu sein. Rektor und Dechant Biesenbach, der auch fast 50 Jahre lang Patron der damals noch katholischen St.-Nikolaus-Schule war und auch als Volksschullehrer vielen Generationen von Kindern Unterricht gab, gilt aber in Stürzelberg bis heute als unbescholten und noch Jahrzehnte nach seinem Tod als äußerst beliebt. Niemals ist er in dem halben Jahrhundert seiner Tätigkeit mit sexuellem Missbrauch oder anderen ebenso abscheulichen Verbrechen in Verbindung gebracht worden. Der Stadtrat entscheidet morgen, ob er posthum entehrt wird. Das höchste Gremium der Kommune entscheidet auch über Rechtsgrundsätze unseres Gemeinwesens.

 

Es verwundert, dass der evangelische Ex-Bürgermeister und Richter a.D. Peter-Olaf Hoffmann gemeinsam mit dem katholischen Pastor Koltermann, der kaum noch in Stürzelberg gesehen wird, beantragt, die Streichung des Pastoren-Namens aus dem Platz und der Straße, die nach ihm benannt sind, zu exekutieren. Doch viele Stadträtinnen und Stadträte wollen da nicht mitmachen. Anführerin ist die gerechtigkeitsliebende Munter zweier Kinder, die sie in diesem Jahr aus Überzeugung taufen ließ: Ratsfrau Michaela Jonas von der UWG, die nicht möchte, dass ihr Dorf wegen sachfremder Interessen einiger Hitzköpfe gespalten wird.

Wer nicht wahrhaben wolle, dass Pastor Biesenbach ein Sex-Verbrecher und Kinderschänder ist und der mittlerweile verstorbene Beschuldigerin aus Berlin nicht glaube, ihr keine Ehre, Glaubwürdigkeit und Respekt erweise, begehe Täter-Schutz, meint der auch für Stürzelberg zuständige Pastor Klaus Koltermann. Er stellt namens der faktisch nicht mehr existierenden Pfarrei St. Aloysius (beim für alle Katholiken verpflichtenden Gottesdienst zu Ostern waren ein Dutzend Gläubige in der Kirche und null Messdiener am Altar) den Antrag, den Namen seines Vorgängers aus dem Dorf-Bild zu entfernen, während am Grab des beliebten Pastors Biesenbach über 40 von Gemeindemitgliedern aufgestellte Kerzen brennen und viele Blumen niedergelegt werden.

Mit dem Täterschutz-Spruch desavouiert Pfarrer Koltermann, ein Gegner des Kölner Erzbischofs, mit durchaus ansehnlicher vor allem weiblicher Fangemeinde insbesondere in St. Pankratius Nievenheim, seinem Stammsitz, auch den Herrn Bundespräsidenten. Das Staatsoberhaupt ließ der mehrfach verurteilten Betrügerin nämlich schriftlich mitteilen, dass sie das vor Jahren wegen ihrer Seniorenarbeit verliehene Bundesverdienstkreuz nicht mehr tragen dürfe. Falls sie dies doch tue, wird es ihr entzogen. Das Bundespräsidialamt verzichte vorerst aufgrund ihres Gesundheitszustandes und ihrer angeschlagenen Psyche darauf, es ihr ganz wegzunehmen. Aber würdig, es zu tragen, sei sie aufgrund ihrer nachgewiesenen kriminellen Energie nicht mehr, entschied der zuständige Beamte im Schloss Bellevue.

„Ich mache da nicht mit“, sagt die charakterstarke Stürzelberger Ratsfrau Michaela Jonas von der UWG im Brustton der Überzeugung. Sie habe die Fakten gesichtet und ausgewertet und zweifelt die Beschuldigungen an. Der Gustav-Biesenbach-Platz und die Biesenbachstraße sollen ihrer festen Überzeugung nach erhalten bleiben. Eine andere Entscheidung sei angesichts der vorliegenden Indizien gar nicht möglich, so die erfolgreiche Steuerberaterin. Das sieht auch der beliebte Dormagener Lehrer Franz Roggendorf, der in Stürzelberg wohnt und im Stadtgebiet viele Generationen von Schülerinnen und Schülern wichtige Werte beigebracht hat: „Seid fair, verurteilt niemanden vor, sammelt Fakten und wertet sie klug aus. Lasst euch nicht vor einen Karren der Rattenfänger spannen. Kämpft für die Gerechtigkeit. Schaut euch immer die Geschichte hinter der Geschichte an. Oftmals ist es nicht so, wie es scheint!“ Der ehemalige Lektor von St. Aloysius hat sich seit geraumer Zeit wie viele Gemeindemitglieder nach Knechtsteden umorientiert. „Hauptsache der Franz Roggendorf und all die anderen in Stürzelberg gehen noch in die Kirche. Ich befürchte aber, dass die meisten verloren gehen“, weiß der Kölner Erzbischof, Rainer Kardinal Woelki, von den Schwierigkeiten der Koltermann-Kirchengemeinde „Dormagen Nord“. Als Hirte, der auch den verlorenen Schafen hinterhergehen will, habe er am Tag des Todes der Beschuldigerin von Pastor Biesenbach für die Berlinerin gebetet. Im Erzbistum Köln sind sich die Ermittler sicher, dass Biesenbach der gern in der Öffentlichkeit stehenden Person nichts getan hat. Ausschließen, dass ein anderer Priester die damals Jugendliche missbraucht habe, könne aber niemand. Deshalb habe das Erzbistum ihr 5000 Euro gezahlt. Das bedeute aber ausdrücklich nicht, dass damit eine Tat auch eingeräumt werde. Dies habe das Erzbistum der Berlinerin auch mitgeteilt. Sie verstrickte sich bei ihren Schilderungen mehrfach in Widersprüche.

Der Fraktionschef der FDP, Karlheinz Meyer, weist Überlegungen aus dem Rathaus zurück, wonach alle Straßen, die nach katholischen Pfarrern benannt worden sind, umgewidmet werden sollen. „Das gibt riesige Diskussionen“, so Meyer, der von einer Täterschaft des ehemaligen Pfarrers nicht überzeugt ist. „Wo wollen wir da anfangen, wo aufhören? Dann können wir ja überhaupt keine Personen mehr für einen Straßennamen heranziehen.“ Michaela Jonas von der UWG: „Wir haben wahrlich andere Sorgen. Ich bin mit dem Thema durch.“

Dem renommierten Anwalt Adolf Robert Pamatat kam die Story sofort unglaubwürdig vor und forschte nach, wobei er auf Merkwürdiges und Unfassbares stieß. Rheintoday sprach mit dem langjährigen Mitgliedes des Kreistages.

 

Herr Pamatat, was hat sich nach der Veröffentlichung bei RHEINTODAY getan? 

Es haben sich zahlreiche Zeitzeugen gemeldet. Alles alte Stürzelberger Bürger, die heute noch in unserem schönen Rheinort leben oder als junge Menschen zur fraglichen Zeit in Stürzelberg gewohnt haben. Teilweise kenne ich diese Zeitzeugen seit meiner eigenen Kindheit. Alles verlässliche Personen. Sie sagen alle, dass Pfarrer Biesenbach ein ethisch einwandfreier Priester war, der immer für seine Gemeindemitglieder da war, in der schlimmen Zeit der Weltkriege große Not lindern konnte.

Alle sagen, dass es niemals ein Anzeichen von Kindesmissbrauch gab. Nicht einmal Gerüchte. Alle bestätigten, dass der Pfarrer 1949 gar nicht mehr laufen konnte. Er musste schon Jahre vorher beim Fliegeralarm mit einer Schubkarre zu dem Luftschutzraum gebracht werden. Die Aussage, er habe die Berlinerin im Kirchturm von St. Aloysius missbraucht, kann nicht stimmen.

Alle Zeugen sagen aus, dass der Kirchturm beschädigt und unbegehbar war. Man konnte nur über eine Leiter hinaufsteigen. Wie gesagt, Biesenbach konnte sich kaum regen, musste am Altar von Messdienern gestützt werden. Verschiedene damalige Messdiener meldeten sich unabhängig voneinander auch bei mir.

In der Neuß Grevenbroicher Zeitung sagte die Frau, dass Biesenbach die Mädchen bei der Kommunionausteilung sexuell belästigt habe.

Die Gottesdienste waren immer gut besucht, die Kirche war voll. Niemand außer der Buchautorin hat so etwas jemals gesehen.

Und: Vor dem 2. Vatikanischen Konzil 1949 wurde die Messe im alten Ritus gefeiert. Zwischen dem Pastor und den Gläubigen gab es stets einen großen Abstand. Die Mundkommunion wurde mit Patene überreicht. Mit der rechten Hand beförderte der Priester die Hostie in den Mund des Kommunionkindes, während er mit der linken Hand eine Art Schale unter das Kinn hält, damit keine Krümel auf den Boden fallen. Zwischen Priester und Kommunionsempfänger gab es eine Art Schranke.

Zudem richteten sich alle Augen auf den Altarraum. Diese Erzählung will offenbar der ganzen Lügengeschichte die Krone aufsetzen. Sexueller Missbrauch mit dem Leib Christi. Diese Passage in dem NGZ-Artikel widert die Christen in Stürzelberg besonders an.

 

Sie war in Stürzelberg nach ihrer eigenen Erzählung eine Heldin, rettete einen Jugendlichen im Rhein vor dem sicheren Tod. In ihrem Buch schreibt sie, dass sie daraufhin im ganzen Dorf umjubelt wurde. Kann diese sagenhafte Geschichte stimmen?

Diese Geschichte kennt niemand. Sie wurde nie im Dorf erzählt. Ein Junge droht angeblich im Rhein zu ertrinken, kämpft  um sein Leben. Ausgerechnet das elfjährige Mädchen stürzt sich mit ihrem kleinen Bruder in die Fluten, um das ertrinkende Kind zu retten. Dann erreichen sie den wild um sich schlagenden Jungen, der sich erst durch Ohrfeigen nicht mehr gegen seine Rettung wehrt. Wie im Film. Wo haben die Berliner Kinder  schwimmen gelernt? Im Wannsee? In Berlin gibt es keinen vergleichbaren Strom wie den reißenden Rhein. Wer einmal dort geschwommen ist, weiß, dass kein ungeübter Schwimmer, der zudem die Tücken des reißenden Stroms nicht kennt, es schafft einen Ertrinkenden zu retten. Diese Geschichte ist zu phantastisch, als dass sie wahr sein könnte. 

 

Die Berlinerin zeigt sich auf Facebook mit Charles und behauptet, sie sei gut mit seiner Ehefrau Camilla befreundet. Bei ihrem letzten Berlin-Besuch hätten die Königlichen Hoheiten gegenüber dem Protokoll angeblich darauf bestanden, dass die Betrügerin sie im Hotel Adlon besuchen kommt. Ich darf sie doch Betrügerin nennen? 

Vorliegend geht es ausschließlich um den Fall Biesenbach. In der Tat sprechen die bekannt gewordenen Umstände, man kann ohne weiteres von Tatsachen sprechen, gegen die der Öffentlichkeit erzählte Geschichte eines angeblichen Missbrauchs durch den Dechanten Biesenbach. Wer ohne fremde Hilfe nicht seinen Aufenthaltsort verändern, sich kaum mehr bewegen kann, kommt schon kaum als Missbrauchs Täter in Betracht. Wenn diese Person, also hier der Dechant Biesenbach, die Missbrauchstaten dann noch anlässlich einer Fahrrad-Tour und auf einem nicht begehbaren Glockenturm begangen haben soll, handelt es sich um Ausschlusstatsachen. Mit andere Worten scheitert der erhobene Vorwurf an der Realität. Die Wertung überlasse ich Ihnen. 

 

Sie hat in Stürzelberg laut NGZ bei einer Familie Küster gewohnt, stimmt das?

1949 gab es in Stürzelberg nach der Erinnerung aller von mir befragten Dorfbewohner keine Familie Küster. Sie beschreibt ein Haus auf einer Straße, die es heute noch gibt. In diesem Haus hat Familie W. gewohnt. Balthasar W. war Küster von St. Aloysius. Die Dorfbewohner haben die ganze Familie „die Küsters“ genannt. Das ist zum Teil heute noch in Stürzelberg üblich, dass Menschen unter ganz anderem Namen bekannt sind.

 

Dieser Küster oder sein Sohn hatte laut der Berlinerin eine Geliebte in Düsseldorf. Er sei mit dem elfjährigen Mädchen mit der Fähre über den Rhein gefahren und sei dort mit ihr in ein Taxi gestiegen. Dann seien sie zu seinen Mietshäusern in Düsseldorf gefahren, um dort die Mietzahlungen der Mieter zu kassieren. Eine Wohnung habe Herr Küster für sich behalten. Das Mädchen sei dort in ein Zimmer eingesperrt und der Herr Küster habe sich in ehebrecherischer Weise im Nachbarzimmer mit einer Frau vergnügt. Was sagen Sie dazu?

Dies erfüllt den Tatbestand der üblen Nachrede und ist unglaubwürdig. Sex ist aber in einem Buch gut zu verkaufen. Wir müssen allerdings feststellen, dass es 1949 gerade in einer zerbombten Großstadt wie Düsseldorf die Wohnraumzwangsbewirtschaftung gab und hier Flüchtlinge untergebracht wurden. Eine freigehaltene Wohnung ist eigentlich auszuschließen. Ein Küster hat nicht viel Geld verdient. Wie soll er und seine Vorfahren, die auch Küster waren, so viel Eigentum in Düsseldorf erwirtschaftet haben? Diese Geschichte ist wahrscheinlich irgendwo abgekupfert. Aus anderen Romanen oder Filmen.

 

Sie ist also eine Betrügerin und Lügnerin. Die Berlinerin hat aber enormes Wissen über Stürzelberg. Der Busfahrer, der sie von Köln nach Stürzelberg gebracht hat, soll den Kindern historisches Wissen über Stürzelberg vermittelt haben…

… auch das ist unglaubwürdig. So ein Wissen hatte 1949 kein Busfahrer über Stürzelberg. So erklärt sie zum Beispiel, dass der Heckhof ein Rittergut war. Genau das steht in einem der Auler-Bücher, die sie offenbar später gelesen hat. Der in Dormagen und in Fachkreisen bekannte Historiker Jost Auler hat seine meisten Werke um die Jahrtausendwende veröffentlicht. Die Berlinerin hatte also alle Gelegenheit in ihrem Buch, wo sie von den schönsten Ferien ihres Lebens sprach und den Pfarrer Biesenbach in höchsten Tönen lobte, das Werk von Herrn Auler abzukupfern. 

 

Sie sind selbst Stürzelberger und wissen, dass vieles in ihren Erzählungen erlogen sein muss…

… zum Beispiel spricht sie von Telefonaten. Im ganzen Dorf gab es 1949 kein Telefon. Möglicherweise eins in der Sachtleben-Villa bei St. Peter. Sie will geduscht haben. In Stürzelberg hat 1949 niemand geduscht. Es gab Wannen, worin einmal die Woche gebadet wurde. Wasserleitungen wurden erst Jahre später verlegt. 

Es steht die Strafbarkeit nach § 189 StGB im Raum, der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Die Straferwartung beträgt Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahre oder Geldstrafe.

Wie sehen sie die Rolle von Bürgermeister Erik Lierenfeld und Pastor Koltermann?

Nun, ich glaube dass sich beide selbst massiv ärgern, dass sie vorschnell gehandelt haben. Natürlich werden die mich und RHEINTODAY als Überbringer der für sie schlechten Nachricht nicht sympathisch finden. Auch die anderen Medien werden ärgerlich auf uns sein, weil sich die Geschichte doch völlig anders darstellt als zuvor reißerisch ungeprüft aufgemacht. Es gibt zweifelsfrei Missbrauchsopfer, die die Katholische Kirche in der ein oder anderen Weise zu verantworten hat. Aber man sollte nicht auf jeden fahrenden Zug springen, der gerade auftaucht. 

Frank Möll

 

Kommentar

Warum verrennt sich ein ehemaliger Richter, der bei der vorliegenden Beweislage stutzig werden muss? Im Zweifel für den Angeklagten – so heißt es doch. Zweifellos war die mehrfach zu Haftstrafen verurteilte kriminelle Berlinerin auf Geld aus. Als das Kölner Erzbistum angesichts der Missbrauchs-Skandale mit hohen Wiedergutmachungs-Summen lockte, schrieb die Betrügerin die Geschichte vom Aufenthalt in Stürzelberg und dem wunderbaren Pfarrer um.

Ich kenne den ehemaligen Richter und Bürgermeister Peter Olaf Hoffmann (damals CDU) seit über 40 Jahren und schätze ihn sehr. Er hat sich für die Stadt verdient gemacht! Unser erster gemeinsamer Termin war in den 80er Jahren die Anpflanzung eines Friedensbaumes der aus dem Iran stammenden Anhänger der Bahá’i-Gemeinde im Delhovener Tannebusch. Das zeigt die Weltoffenheit des Menschen Hoffmann.

Da ich, junger Reporter der Neuß Grevenbroicher Zeitung (NGZ), den damals jüngsten Bürgermeister des Landes von Anfang an begleitet habe, weiss ich, was dieser nicht nur einer menschenfreundlichen Ethik und der Sozialbindung verpflichtete Politiker für Dormagen bewegt hat. Er liebt seine Stadt und sein Dorf Stürzelberg, wo er den Karneval belebte und als evangelischer Schütze höchste Positionen der katholischen Bruderschaft übernehmen konnte, in Deutschland und Europa bei den historischen Schützenbruderschaften hoch angesehen ist. Ein Brückenbauer! Peter-Olaf Hoffmann war für alle immer da. 

Als Chef der Deutsch-Spanischen Gesellschaft hat der gebürtige Friese viel für den Zusammenhalt der Menschen in Europa getan. Ich war es auch, der ihn kurz vor seiner Rente als Chef der Müllverbrennungsanlage in Köln überredet habe, noch einmal als Bürgermeister der Stadt Dormagen (diesmal hauptamtlich) anzutreten. Das war in Neuss bei einem Glas Wein. 

Als sein ewiger Rivale und amtierende (auch sehr gute) Bürgermeister Heinz Hilgers (SPD) davon hörte, zog sich dieser aus dem Rathaus zurück. Er wollte sich das für ihn damals positive Lebens-Ergebnis des Duells, was seine Siege bei Landtagswahlen und Bürgermeister-Wahlen angeht, nicht vermasseln lassen. Hilgers hatte Hoffmann im NRW-Wahlkampf auch geschlagen (so die Erzählung), weil sein Freund Guido Schenk (SPD) als Chefredakteur des Wochenblattes Schaufenster den damals jungen Hoffmann mit einem unpopulären Foto (Sekt schlürfend) im Dormagener Massen-Medium abgelichtet hatte, was nicht gerade volksnah wirkte.

Peter Olaf Hoffmann hatte zu seinem 50. Geburtstag zwei Journalisten eingeladen: Horst Thoren, Vizechef der Rheinischen Post und mich. Sein Mentor. H.K. saß  wegen des Kölner Korruptionsskandal im Knast. „Er ist heute leider verhindert“, begann er seine launige Rede vor der versammelten kölschen Prominenz. Er lobte meine journalistische und „faire“ Begleitung, was dem Kollegen Thoren missfiel, der stets anderer Meinung war als ich. Thoren, leidenschaftlicher Junggeselle und Bruderschafts-Bruder von Hoffmann öffnete mit ihm das katholische Schützenwesen für Schwule, Protestanten, Muslime, Geschiedene und andere bunte (und meist sympathische) Vögel, während der berühmte Erzbischof von Köln, Kardinal Woelki, sich bis heute unrheinisch-streng an die Gesetze und Regeln der katholischen Moral bindet und eine Ehe für alle strikt ablehnt und in homosexuellen Praktiken gemäß der Vorstellungen aller großen Religionen eine schwere Sünde sieht, während Hoffmann und Thoren ihre Arme einladend öffnen.

Thoren und Hoffmann sehen Woelki also als Gegner an und finden schnell im sich jahrelang vernachlässigt fühlenden Pastor Koltermann einen Verbündeten. Horst Thoren war es, der in der Rheinischen Post schon vor Jahren den Rücktritt von Kardinal Woelki forderte. Missbrauchsfälle wie der vermeindliche „Fall Biesenbach“ in Stürzelberg sind geeignet, dem ungeliebten und verhassten Erzbischof weiter massiv zu schaden, da die Medien solche Themen völlig zurecht hochhalten.

Dass Peter-Olaf Hoffmann durchsetzungsstark ist, hat er bewiesen, als er den WZ-Journalisten Detlev Zenk (damals SPD-Ratsherr) wegen seines politischen Mandates beim Verleger erfolgreich zur Entlassung vorschlug. Zenk, der den aktuellen Bürgermeister Erik Lierenfeld maßgeblich mit ins Amt brachte, rieb sich dann verwundert die Augen, als sein junger Schützling sich mit seinem Feind Hoffmann verbündete und ihn an einige Schlüsselstellungen der Stadtgesellschaft positionierte. Es gibt so einiges, was ehemalige Genossen wie der religiöse und gläubige Buchhändler, Kultur-Manager und Polit-Aktivist Jorgos Flambouraris nicht mehr verstehen. Dazu gehört auch, dass Deutschland und Dormagen aktuell sehr große Probleme haben, die es zu lösen gilt. Dazu gehört es nicht, aus taktischen Gründen das Andenken eines engagierten Pfarrers zu beschmutzen, der sich ebenso wie Peter-Olaf Hoffmann um Dormagen verdient gemacht hat. Die Beweislage morgen beim „Jüngsten Gericht“ im Rat der Stadt Dormagen  ist eindeutig.

Frank Möll

Kürzlich: