Strazi und Hape sind gute Freunde Israels

Verleihung der Josef-Neuberger Medaille 2023 in Düsseldorf

Düsseldorf. Seit 1991 verleiht die Jüdische Gemeinde Düsseldorf jedes Jahr um die Zeit des jüdischen Neujahrsfestes die Josef-Neuberger-Medaille an Personen und Institutionen der nichtjüdischen Öffentlichkeit, die sich um das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht haben. Benannt ist sie nach Professor Dr. Dr. Josef Neuberger, der in den 1960er Jahren unter anderem Justizminister in Nordrhein-Westfalen war.

Die Düsseldorfer Synagoge war m 26. Oktober 2023 bis auf den letzten Platz voll. Grund war sicherlich nicht zuletzt die Preisträgerin, die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Dr. Marie-Strack Zimmermann, Vorsitzende des Ausschusses für Verteidigungspolitik im Deutschen Bundestag, die sich der aktuellen Debatten immer deutlich für eine Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen russischen Aggressor und aktuell auch für eine Unterstützung zur Verteidigung gegen den Angriff der Hamas artikuliert und positioniert. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist medial sehr stark präsent und einer breite Öffentlichkeit durch viele Talkshow-Auftritte bekannt.

Hape Kerkeling hielt die Laudatio. Foto: Christian Dick

In diesem Jahr stand die Preisverleihung vor dem Hintergrund der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Dr. Oded Horowitz führte zur Begründung der Preisverleihung aus:

„Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist eine Persönlichkeit, die seit vielen Jahren einen engen Austausch zur Jüdischen Gemeinde Düsseldorf pflegt und die jüdische Gemeinschaft seit der ersten Stunde ihres politischen Wirkens unterstützt. Um jüdisches Leben in Deutschland zukunftssicher zu gestalten, benötigen wir Politikerinnen und Politiker, die auf Worte auch Taten folgen lassen. Frau Strack-Zimmermann ist eine Politikerin, die durch ihre Offenheit und ihre klare Haltung auch unbequeme Themen anspricht, um nachhaltig positive Veränderungen herbeizuführen. Wir freuen uns, Frau Dr. Strack-Zimmermann diese Medaille zu überreichen und ihre Arbeit für die jüdische Gemeinschaft damit zu ehren.“ 

„Keiner, der für die Hamas demonstriert, soll die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten“, forderte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, Vorsitzender Europäischen Rabbinerkonferenz. Acht Jahre nach Ende 2. Weltkrieg hätte Juden nun nach dem Angriff der Hamas auf Israel wieder Angst in Deutschland. Wörtlich sagte er „Ich möchte heute Abend sagen, dass es keinen Kontext und keinen Grund auf der Welt für das gibt, was am 8. Oktober in Israel passiert ist. Es gibt keine Rechtfertigung für die Enthauptung von Babys, die Vergewaltigung von Mädchen und die Geiselnahme von Holocaust-Überlebenden. Überhaupt keine. Und diejenigen, die über den Kontext sprechen, möchte ich fragen: Vielleicht sollen wir auch beginnen, die Reichskristallnacht im Kontext des Attentats von Herschel Grynszpan in Paris zu diskutieren? Vielleicht sollten wir über die Nazi-Endlösung im Kontext der jüdischen Bolschewisten und kommunistischen Revolutionäre sprechen?“. An die Preisträgerin Agnes-Marie Strack-Zimmermann stellte Pinchas Goldschmidt seine Wunschvorstellung von einer Welt ohne Terror dar und erklärte: „Frau Strack-Zimmermann, Sie erhalten heute von der jüdischen Gemeinde den Josef-Neuberger-Preis. Als Abgeordnete, Leiterin des Verteidigungsausschusses des Bundestages verstehen Sie die Probleme, vor denen wir stehen und ich möchte Ihren berühmten Satz zitieren: Wer stark ist, wird nicht angegriffen.“ Er unterstrich er dank Hamas sei Israel geeint wie nie, dies gelte für israelische Juden und israelische Araber. Abschließend formulierte Goldschmidt leidenschaftlich „Das Jüdische Volk lebt, wird weiterleben und wir werden das auch überleben, wir werden auch stärker werden.“

 

Einen sehr starken Akzent setzte Laudator Hape Kerkeling. An die Preisträgerin gewandt sagte er „Sie machen sich stark für eine Gesellschaft, in der Antisemitismus und Hass keinen Platz haben. Jüdisches Leben ist heute wieder existentiell in Gefahr. Das dürfen wir als Zivilgesellschaft nicht zulassen. Menschenwürde steht im deutschen Grundgesetz. Hass, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit plagen uns täglich. Deutschland steht hier, viel mehr als andere Länder, in der Pflicht, eine offene und tolerante Gesellschaft zu sein. Aber auch eine starke Demokratie, die sich zu wehren weiß. Da mutet es mitunter schmerzlich an, dass die frühen Werke meiner Kollegen Otto Waalkes und Harald Schmidt nur noch mit Warnhinweis versehen, ausgestrahlt werden, während ein AFD-Vorsitzender aus Thüringen weiter seine rechtsradikale Hetze öffentlich betreiben darf.“

 

Besonders betonte der Laudator den Kampf gegen Antisemitismus, gerade in Düsseldorf, durch Agnes-Marie Strack-Zimmermann: „Antisemitismus ist jedoch keine Meinung, sondern ein Angriff auf die Menschlichkeit. Unsere Demokratie braucht Menschen wie Sie, Frau Strack-Zimmermann. Menschen, die den Finger in die Wunde legen, um etwas zu verändern. Jüdisches Leben ist ein Geschenk für dieses Land.“

 

Hape Kerkeling, der sich Komiker einen großen Namen gemacht hat, stellte spätestens seit seinem Buch über seine Wanderung auf Jakobsweg „Ich bin dann mal weg“ unter Beweis, das er auch ernste Töne anschlagen kann. Seine Laudatio war sehr ausdrucksstark und er appellierte an die Menschen, nicht wegzuschauen und an der Seite von Israel zu stehen. Zwar war die Botschaft von Hape Kerkeling sehr ernst und eindringlich. Trotzdem machte er am Schluss seiner Rede eine Einlage, die großes Gelächter hervorrief, als er mit der Stimme der von lange verkörperten Figur des Horst Schlämmer Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit „Schätzelein“ ansprach..

 

„Sie haben sich durch Ihr großes Engagement für Düsseldorf aber auch auf Bundesebene einen Namen gemacht. Ihre zwei Brüder haben Frau Strack-Zimmermann beigebracht, dass man sich die Wurst nicht vom Brot nehmen lässt. Ich wünsche mir ein offenes und tolerantes Deutschland, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Unser Wille zum Erhalt der Demokratie muss stärker sein als ihre Feinde. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Angriff auf die Menschlichkeit. Interreligiöser Dialog stand bei Ihnen immer ganz hoch auf der Agenda, weil das Hass bekämpfen kann. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, damit kommt man manchmal weit. Ihre sympathische Haltung macht sie sehr …und unterscheidet Sie von so manchem konservativen Sauerländer. Ich danke Ihnen für Ihre Menschlichkeit.

 

In ihrer Dankesrede sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann „Der Angriff auf Ukraine und der Angriff der Hamals auf Israel sind ein Angriff auf uns alle. Welt hat sich in den letzten Jahren nicht aus der Ruhe bringen lassen. Augen und Ohren zu schließen, ist mindestens naiv.  Wo ist die intellektuelle Elite des Landes? Wo, liebe Freundinnen und Freunde, befindet sich in diesen Tagen der unüberhörbare gesellschaftliche Protest, wenn antisemitische Parolen gegrölt und Jüdinnen und Juden auf der Straße angegriffen werden? Oder wie just in Berlin geschehen, Wohnungstüren mit dem Davidstern gekennzeichnet wurden, um deren Bewohner einzuschüchtern?“ Das Wort Jude auf Schulhof zum Schimpfwort geworden. Juden werden zu Sündenböcken für alle gemacht. „Das liberal aufgeklärte Bürgertum, wird den Preis für diese Ignoranz einmal bezahlen müssen,“ lautete die Kernbotschaft der Preisträgerin.

An Festakt und Preisverleihung schloss sich ein Empfang im Leo-Baeck-Saal der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf mit koscherem Essen und einen sehr geistreichen weiteren Austausch im persönlichen Gespräch unter den Gästen an.

Christian Dick

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