Saysay kämpft gegen die eigene CDU-Fraktion

Dormagen. Einen Haufen individueller Kommunalpolitiker zusammenzuhalten ist nicht einfach, doch CDU-Fraktionschef Kai Weber ist dieses Kunststück gelungen. Er formte eine schlagkräftige Oppositions-Kraft, wo die Aufgaben und Fachkompetenzen klar verteilt sind. Doch eine Ratsfrau schert immer wieder aus, boykottiert interne Sitzungen und kommt noch nicht einmal zur obligatorischen CDU-Klausurtagung, wo die gewählten Repräsentanten der Bürgerschaft wichtige kommunalpolitische Themen besprechen und sich in einem demokratischen Prozess abstimmen. Die frisch nachgerückte Ratsfrau Anissa Saysay  stammt aus Afrika, wo Demokratie auch Rückschläge erleben muss.

„Mit großer Skepsis erwarten wir den von der CDU-Parteivorsitzenden Anissa Saysay in einer Dormagener Tageszeitung mit etlichen Wochen Vorlauf für die Sitzung des Stadtrates Mitte Juni angekündigten Bürgerantrag zur Umwandlung der Sekundarschule. Schade, dass Frau Saysay weder an der Klausurtagung der CDU-Fraktion noch an den Sitzungen unseres Arbeitskreises Schule teilgenommen, geschweige denn mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der großen Fraktion ein einziges Wort über ihre Initiative gesprochen hat“, erklärt CDU-Fraktionsvorsitzender Kai Weber sichtlich angefasst. „Anderenfalls wüsste sie nämlich, dass im letzten Schulausschuss auf unser Bestreben hin längst beschlossen wurde, das Thema in der nächsten Sitzung der AG Schulentwicklung am 17. April zu diskutieren, und zwar auf der Basis von Daten und Fakten, ergebnisoffen. Eine Umwandlung der Sekundarschule – so sie denn beschlossen würde – geschieht nämlich nicht „mal eben so“. Das wäre ein längerer Prozess, an dem von Beginn an unbedingt auch die Rachel-Carson-Schule selbst, sowie die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule und die anderen weiterführenden Schulen beteiligt sein sollten“, so Schulausschussvorsitzende Carola Westerheide.„Für die Einführung der völlig neuen Schulform gab es vor Jahren gute Gründe, insbesondere mit Blick auf die beiden vorhandenen städtischen Gymnasien und deren Oberstufen“, weiß Anja Wingerath, langjährige schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Für die CDU in Dormagen war es immer wichtig, den Eltern und den Kindern eine möglichst breitgefächerte Palette an Schulen und Schulformen anbieten zu können. Das sollte durch irgendwelche „Schnellschüsse“ nicht gefährdet werden.“Der CDU Dormagen geht es um das Wohl der Kinder und nicht um persönliche Profilierungen. „Natürlich wissen auch wir, dass die Sekundarschule schon allein aufgrund der Tatsache, dass sie an demselben Standort wie die ehemalige Hauptschule gestartet ist, bei vielen Eltern einen nicht allzu guten Ruf hatte und hat. Es gibt aber tatsächlich auch etliche Familien, deren Kinder dort unterrichtet werden und die mit dieser Schule sehr zufrieden sind. Eine externe Qualitätsanalyse kam ebenfalls zu sehr guten Ergebnissen. Die Umwandlung zu einer Gesamtschule bedeutet jedenfalls eine große Veränderung für das gesamte Dormagener Schulsystem und sollte von Verwaltung und Politik in Abstimmung mit den weiterführenden Schulen gut überlegt sein“, meint Martin Seewald, ehemaliger Ratsherr und jahreslanges Mitglied im Schulausschuss.

„Politik in der CDU wird nicht von einer Person gemacht“, kritisiert Ratsherr Rüdiger Westerheide den Alleingang seiner Rats-Kollegin Saysay. „Genauso wie der Rat Themen in den Fachausschüssen diskutiert, gibt es auch in der CDU Arbeitskreise, in den die politischen Initiativen diskutiert werden und in denen wir uns gemeinsam eine Meinung bilden. Wer sich diesen Gremien aber verweigert, kann leicht zu der naiven Vorstellung gelangen, dass man eine Schulform mal eben so einfach ändern kann.“

„Der CDU-Fraktion ist es nach wie vor wichtig, nachhaltige Lösungen zu finden und die Dormagener Bürgerinnen und Bürger nicht durch immer neue Ankündigungen zu irritieren, die dann ohnehin nicht zeitnah umgesetzt werden können“, so Kai Weber.

Benedikt Ovens/ Frank Möll (Newsdesk)

 

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