Dr. Michael Hesemann im Interview
Rom/ Neuss/ Köln. Er gilt weltweit als ein akribisch forschender Historiker, besuchte für eines seiner vielen Bücher einige Zeit die karge Hütte der Schwester von Papst Franziskus in Argentinien und diskutiert mit dem Papst und seinen Vorgänger Benedikt über Gott und die Welt: Dr. h.c. Michael Hesemann. Das ZDF bringt seine Forschungsergebnisse ins Fernsehen, Frank Elstner holt ihn in seine TV-Talk-Show. RHEINTODAY hat viele Fragen an ihn:
Herr Dr. Hesemann, die Welt scheint zu zerbrechen: Pandemien, Vulkanausbrüche, Kriege und das Hochwasser im Ahrtal sind nur einige Gewalten, die uns Angst machen. Ich wundere mich darüber, dass ausgerechnet ein kleiner Ort namens „Schuld“ extrem zerstört ist. Hat das alles etwas mit der Schuld zu tun, die die Menschheit auf sich geladen hat?
In früheren Zeiten war es ganz klar: Katastrophen galten als Gottes Strafen für die Sünden der Menschen. Heute wollen wir weder von Gott noch von Sünden etwas wissen und dementsprechend auch nichts von Strafen. Wir denken, wir könnten uns alles erlauben. Währenddessen kommt hinterrücks ein neues Erklärungsmodell, bei dem der Mensch den Klimawandel und dadurch alles Übel verursacht, in dem Autofahrer und Fleischesser die neuen Sünder sind. Dann geht es zumindest ganz ohne Gott. Doch diese anthropozentrische Denkweise ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn es macht den Menschen zum Maß aller Dinge und das ist er nicht. Tatsächlich steht er doch den großen Naturkräften geradezu hilflos gegenüber.
Ich denke, die ganzen Katastrophen der letzten Jahre zeigen zumindest unsere Hilflosigkeit auf. Vielleicht sollten wir doch wieder in Betracht ziehen, dass es einen Gott geben könnte. Dass Seine Schöpfung Gesetze hat und es zum Chaos führt, wenn wir diese ignorieren oder bewusst brechen. Wenn all diese Ereignisse dazu führen, dass wir demütiger werden und uns wieder auf Gott besinnen, dann haben sie zumindest auch etwas Gutes bewirkt.
Es gibt Weissagungen, die die Ereignisse vorausgesagt haben. Wie bewerten Sie diese Erscheinungen?
Ja, die gibt es. So wurde etwa die Flutkatastrophe im Juli schon Wochen vorher von den Christus- und Marienerscheinungen in Sievernich bei Erftstadt, also mitten im Katastrophengebiet, vorausgesagt. Darüber kann man nun noch so viel streiten oder auch arrogant lachen, doch dafür gibt es Zeugen, zumal ja alles frühzeitig veröffentlicht worden ist.
Vielleicht sollten wir unsere Arroganz einmal ablegen, unser rationalistisches Weltbild auch einmal infrage stellen und zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es einen Gott gibt, der uns warnt.
Warum ist nach der Bundestagswahl die so genannte Christliche Union Deutschlands faktisch ausradiert?
Weil die CDU unter Merkel ihr Profil verloren hat. Sie steht doch für nichts mehr, was ich sehr bedaure. Für Armin Laschet tut es mir leid, ich mag ihn, er ist, wie ich, rheinischer Katholik und ein grundanständiger Kerl. Aber auch er hat es nicht gewagt, anzuecken, Profil und Kante zu zeigen und die Wähler zu überzeugen. Weil einfach nicht klar war, wofür er steht. Für ein „weiter so“ a la Merkel? Dafür hätte man auch Grün oder SPD wählen können, die lupenreinen Merkelianismus predigen. Da sind dann leider viele traditionelle CDU-Wähler zur FDP oder auch zur AfD abgewandert – eben jene zehn Prozent, die Laschet so dringend gebraucht hätte.
Gibt es den Teufel? Kardinal Woelki ist der Bischof, der von all seinen Mitbrüdern die Schuld des Missbrauchs am intensivsten aufgedeckt hat. Ist es der Satan, der die Menschen gegen ihn aufhetzt?
Natürlich gibt es den Teufel. Sein größter Sieg ist der Irrglaube, dass es ihn nicht gäbe. Er ist der Spalter, der Verwirrer! Er will die Kirche Jesu Christi zerstören, indem er dazu verleitet, sie zu banalisieren, sie zu profanisieren, sie zu entsakralisieren. 94 zu 95 Stimmen für die Abschaffung des Priesteramtes, das ist der synodale Weg! Eine Kirche ohne Priester ist eine Kirche ohne Sakramente, ohne die Eucharistie, ohne die Realpräsenz des Herrn, eine Kirche der heil-losen Leere statt der Heilslehre. Es ist auch eine Kirche ohne Beichte, also ohne Vergebung und Barmherzigkeit.
Das ist, was die Woelki-Gegner wollen, die ihm nicht sein Handeln in der Missbrauchskrise vorwerfen, sondern seine Kritik am synodalen Irrweg, denn damit begann die Hetzkampagne gegen ihn. Dabei sollten wir dankbar sein, dass wir in ihm einen Hirten haben, der uns vor den Wölfen beschützt, auch jenen im Schafspelz!
Zurück zu den Marienerscheinungen. Da wird uns Menschen eine unfassbare Not vorhergesagt. Etwas, womit niemand rechnet, sagen die Seherinnen. Sie sehen eine riesige Dornenkrone, die die Erde umspannt. Könnte es sich um Vulkanausbrüche rund um die Erde handeln? Verläuft diese „Dornenkrone“ parallel zum Äquator oder verbindet sie die Pole, streift sie auch Deutschland?
Es wird uns gesagt, dass eine Drangsal, ein Strafgericht droht, wenn wir so weitermachen, wie bisher, wenn wir also weiterhin so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Aber es wird auch gesagt, wie wir das alles verhindern können: Durch Umkehr, durch Gebet, durch Wiedergutmachung! Darum sind das keine Drohbotschaften, sondern Botschaften der Hoffnung!
Glauben die Muslime stärker an ihren Gott als wir Katholiken? Deren Moscheen sind freitags brechend voll, während unsere Pfarrer Corona beherrscht und für viele die Kirchentüren geschlossen bleiben. Bei uns in Stürzelberg schließen sie sogar die Türen während des Gottesdienstes ab, damit keiner mehr reinkommt, wenn ein paar Leutchen in den Bänken sitzen…
Das Versagen der Kirche gerade in Deutschland während der Corona-Pandemie ist eine Schande! In früheren Zeiten ging der hl. Karl Borromäus zu den Pestkranken, um ihnen die heilige Kommunion zu bringen, bei uns wurden die Kirchen zugesperrt. Früher gab es Bittprozessionen, heute wird Fronleichnam abgesagt. Die Passionsspiele in Oberammergau gehen auf ein Gelübde zurück, man bat Gott, dass er das Dorf von der Pest verschont. Heute werden sie wegen Corona abgesagt. An all dem sieht man unseren Unglauben, das fehlende Gottvertrauen.
Von den Muslimen können wir, bei allen Irrtümern des Qur’an, zumindest lernen, wie bereichernd und beglückend es sein kann, Gott als Ziel und Zentrum unseres Lebens zu wissen.
Ist der Verzicht auf die Heilige Messe auf Dauer gefährlicher als das Risiko von Corona dahingerafft zu werden?
Das ist so ein Slogan, das ist sehr überspitzt ausgedrückt. Aber natürlich ist der Empfang der Sakramente wichtiger als die Angst vor einer Krankheit. Denn sterben müssen wir ohnehin eines Tages. Entscheidend ist, dass wir dann mit Gott versöhnt sind. Ich bin in der ganzen Corona-Zeit jeden Sonntag zur Heiligen Messe gegangen, sobald das wieder möglich war. Wovor soll ich mich fürchten? Vor dem Tod? Jesus ist von den Toten auferstanden, er hat den Tod besiegt. Wer an ihn glaubt, braucht keine Angst vor dem Tod zu haben, denn der Tod hat nicht das letzte Wort. Auf ihn folgt die Ewigkeit und, im besten Fall, der Himmel!
Zurück zu den Moslems, die in Europa immer stärker werden. Haben wir nicht stark von ihnen profitiert. Auch in der Mathematik, in der Medizin und generell in der Wissenschaft?
Nein. Das ist so eine Legende aus der Zeit der Aufklärung, die einfach nicht stimmt. Die Mathematik, die Medizin, die Wissenschaft verdanken wir dem alten Ägypten und Sumer, dessen Erbe Babylon ist, wo Pythagoras & Co sie studiert und nach Europa gebracht haben. Vieles von diesem antiken Wissen hat die Wirren der Völkerwanderung in europäischen Klöstern, aber auch bei den Christen und Juden des Nahen Ostens überlebt, die in islamischen Ländern die Ärzte und Wissenschaftler stellten. Der Islam hat die Wissenschaft zunächst verachtet. Muslime haben die Bibliothek von Alexandria zerstört, die kostbaren Schriftrollen als Heizmaterial verwendet. Erst langsam lernten sie, wie sehr ihnen christliche und jüdische Ärzte und Wissenschaftler auch nutzen konnten. Noch heute sind die meisten Ärzte, Apotheker und Wissenschaftler etwa in Ägypten Christen!
Haben wir Christen nicht viel Leid über die Muslime gebracht, als die Kreuzfahrer den Arabern in Jerusalem die Schädel eingeschlagen haben?
Noch so eine Geschichtslüge. Die Muslime haben seit dem 7. Jahrhundert mit dem Schwert in der Hand die halbe christliche Welt unterworfen: Nordafrika, Spanien, in Frankreich wurden sie erst in PoItiers zurückgeschlagen, Syrien, Mesopotamien, schließlich, ab dem 11. Jahrhundert auch Kleinasien, bis auch 1453 Konstantinopel, das Rom des Ostens, fiel. Wie vielen Christen wurde dabei „der Schädel eingeschlagen“, um Ihre Formulierung zu zitieren? Die Kreuzzüge dienten der Sicherung der Pilgerwege zu den Heiligen Stätten. Man wollte einen „humanitären Korridor“ zu den Christen des Nahen Ostens schaffen, die es zu beschützen galt. Das alles war völkerrechtlich legitim. Zuvor waren ja die Seldschuken wie heute der islamische Staat über den Nahen Osten hergefallen und hatten Christen, Juden und friedliche, gemäßigte Muslime massakriert; von diesen blutrünstigen Fanatikern musste Jerusalem befreit werden!
Wie stehen Sie zu der Tatsache, dass eine von der CDU getragene Oberbürgermeisterin von Köln nun den Muezzin-Ruf fördert, obwohl offenbar die muslimischen Bürger diesen gar nicht beantragt haben?
Eine katastrophale Fehlentscheidung, aber von Henriette „eine Armlänge Abstand“ Reker kann man halt keine vernünftige Politik erwarten. Sie macht den Kotau vor DITIB, die keine religiöse, sondern eine politische, erdogantreue Organisation ist. Die freiwillige Unterwerfung: aus der „treuesten Tochter der römischen Kirche“, wie Köln sich früher einmal stolz nannte, wird Klein-Ankara, wo der Muezzin die Tonkulisse der Stadt dominiert und für alle hörbar verkündet, dass „Allah größer“ ist und es keinen Gott außer Allah gibt! Die Heiligen Drei Könige müssen sich ebenso in ihrem Schrein umdrehen wie der heiligmäßige Kardinal Meisner in seinem Grab unter dem Kölner Dom, der wohl bald auch zur Moschee wird, wie heute die Hagia Sophia-Kathedrale von Konstantinopel eine ist.
Ist Allah der gleiche Gott wie der Gott der Christen?
Nein. Wir Christen glauben an den Dreieinigen Gott, der in Jesus von Nazareth Mensch geworden ist und uns durch Seinen Tod am Kreuz erlöst hat. Allah ist das Produkt eines Synkretismus aus jüdischen, christlichen, gnostischen und heidnischen Elementen; Elemente des Islam reichen in die vorchristliche Zeit zurück, als der letzte babylonische König Naramsin nach Arabien ins Exil ging und den heiligen Stein des Mondgottes von Harran nach Mekka brachte, wo er die Kaaba begründete. Daher rührt die islamische Vorstellung, Abraham habe das Heiligtum des Islam begründet.
Kommen wir alle in den Himmel, sind Hölle und Fegefeuer abgeschafft?
Schön wäre es ja, aber, mal ehrlich: Haben wir alle den Himmel verdient?
Trotz Ihres Wissens um die schrecklichen Dinge wirken Sie stets und vergnügt. Warum ist das so?
Weil ich mich in den Händen Gottes sicher fühle. Weil ich weiß, dass Er bei mir ist, gleich was geschieht. Bei mir und bei allen andere, die an Ihn glauben, bei Ihnen also auch! Man kann immer nur in Seine Hände fallen. Und am Ende erwartet den, der sich bemüht, nach Gottes Gesetzen zu leben und Ihm zu dienen, der Himmel. Und der Himmel ist so viel schöner als alles, was wie kennen und auch nur erahnen! Einem Christen, der immer nur düster dreinblickt, fehlt es an Gottvertrauen und an Glaubensfreude. Er ist eigentlich eine tragische Figur!
Danke für das Gespräch, Herr Dr. Hesemann! Das Interview führte REINTODAY-Chefredakteur Frank Möll, der den Wissenschaftler Hesemann regelmäßig im Vatikan trifft