Besser Luftfilter am Rhein, als „Neuss am Rhein“

Neuss. Das Volk folgt ihm nicht. Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) möchte etwas hinterlassen, in den Geschichtsbüchern stehen. Eine Straße soll nach ihm benannt werden. Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht, dachte er sich und erinnerte an Landrat Dieter Patt, der jetzt leider bei Paul Neuhäuser im Krankenhaus auf den Tod wartet, leidet, kaum Besuch bekommt. Nur Uschi Thiel kümmert sich täglich, geht mit ihm spazieren.

Landrat Dieter Patt setzte Maßstäbe. Hier 2005 mit Weltstar Shakira und Marcel Offermann (in Uniform). Foto: Frank Möll

Zurück zu Dieter Patts Idee, die er von Kommunisten in Frankfurt an der Oder geklaut hat: In einem Kraftakt setzte sich der Shakira-Vertraute durch und sorgte dafür, dass sein bis dahin steriler Kreis Neuss blumig in „Rhein-Kreis-Neuss“ umgetauft wurde. 

Reiner Breuer (SPD) tut viel für bezahlbaren Wohnraum, sorgt für Kindergarten-Plätze und lockt Investoren nach Neuss. Das allein kann reichen, um geliebt zu werden. Doch Breuer wollte der Vater eines neuen Stadt-Namens sein. Schon lange nicht mehr Neuß und auch nicht Neuss, schon gar nicht Nüss, sondern „Neuss am Rhein“.

Voll und ganz Demokrat nahm er Geld aus dem Stadtsäckel und organisierte eine PR-Kampagne und eine repräsentative Umfrage. Das Ergebnis war für ihn doof: 58 Prozent der befragten Nüsser wollten, dass Neuß weiterhin Neuss heißt. „Ich denke, wir haben wichtigere Themen als eine Umbenennung der Stadt“, befindet der Landtagsabgeordnete Dr. Jörg Geerlings (CDU).

Das sieht auch der ehemalige Direktor des Neusser Lukaskrankenhauses, Nicolas Krämer: „Besser Luftfilter am Rhein, statt Neuss am Rhein“, so sein Credo. Zum Hintergrund: Während in und um Neuss der Karneval tobt, nimmt die tödliche Corona-Seuche ihren Höhepunkt. Besonders schlimm: Kinder sind dem Killer-Virus schutzlos ausgeliefert, werden gezwungen Masken zu tragen. „Da kann ich nur schlecht mit leben. Es tut mir als Grundschullehrerin in der Seele weh, die Kinder nur mit Masken zu sehen. Es kommt doch so sehr auf die Mimik an“, so Marie Florence Geerlings, Direktorin der Geschwister-Scholl-Grundschule.

Nicolas Krämer kann nicht verstehen, dass Bürgermeister Breuer das Thema „Luftfilter“ nicht anpackt. Als Berater großer Kliniken weiß er, dass auch kleine Kinder sehr unter der Lage leiden und auch schwer erkranken (Stichwort: Long-Covid) können.

„Die Nachbarstadt Dormagen wird nächste Woche alle 13 Schulen mit professionellen und bezahlbaren Luftreinigern ausgestattet haben. Es geht schon, wenn ein Stadtrat will“, wünscht sich Klaus Engels eine andere Priorität im Neusser Rathaus. Krämer:  „Die Coronapolitik der Luftfilter-Verweigerer im Neusser Stadtrat ist verantwortungslos und rücksichtslos unseren Kindern gegenüber.“

Die Stärke von CDU-Vizechefin Elke Schlangen, die selbst Lehrerin ist: Ohne Schaum vorm Mund Gespräche mit dem Bürgermeister und dem SPD-Chef führen, um die Kinder zu schützen. Sie scheut keinen Konflikt, mag aber ihre Heimatstadt, fährt Journalisten gerne mit dem Auto durch Neuss, zeigt, was gut ist. Weist aber auch auf Versäumnisse hin. Es heißt längst in CDU-Kreisen: „Auf jedem Schiff, das fährt und segelt, gibt es eine, die die Sache regelt. Und das ist Elke aus Neuss am Rhein.“

Frank Möll

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