Neue Mammut-Deichmauer schockt Bürger

Zons/ Stürzelberg. Schock an der Riesen-Mauer zwischen Zons und der Krananlage im Stürzelberger Norden. Sie soll zeitnah um einen Meter erhöht werden! Kostenkalkulation: 150 Millionen Euro für den gesamten Ausbau der Dormagener Hochwasserschutzanlagen!

Wie Ost-Berlin: Politiker wollen Dormagen einmauern

Am Zonser Antonius-Häuschen zeigt der renommierte Dormagener Rechtsanwalt Adolf Robert Pamatat ein anschauliches Modell, das die neue Gesamthöhe veranschaulicht. Pamatat ist Mitglied des Erbentages und steuert seit Jahren auch mit dem stellvertretenden Deichgräfen Franz Josef Bauers die Belange des Dormagener Deichverbandes, der die Menschen vor drohenden Überflutungen rettet.
Franz Josef Bauers hatte das Modell der Mammut-Mauer angefertigt, damit die Bürger „mal sehen, was auf sie zukommen könnte.“ Zielrichtung sei natürlich der Tod dieses Monstrums, da es bessere Lösungen gibt. Am heutigen Freitag schauen sich Fachleute in Rheine eine mobile Hochwasserschutzanlage an, die das dortige Hochwasser der Ems in sichere Bahnen fließen lässt. Die Firma aus Münster hat viele Innovationspreise gewonnen. Oberhalb der Mauer kann binnen 20 Minuten eine mobile Schutzwand errichtet werden, die einfach ausgeklappt wird.

Das Modell der hässlichen Riesenmauer macht den Passanten deutlich: DasMonstrum wird die Aussicht auf den Rhein samt Rheinaue gänzlich versperren. Auch Radfahrer haben dann auf der beliebten Strecke am Deich keine Möglichkeit mehr, den Fluss zu sehen. Während des Pressetermins für Rheintoday kommt es zum Unmut vieler Bürger: „Das ist ja wie früher in Ost-Berlin. Die DDR-Bürger wurden auch durch eine hohe Mauer eingesperrt!“

Adolf Robert Pamatat ist fassungslos über die Ideen der politisch gesteuerten Regierungsstellen. „Es gibt sicher elegantere Lösungen als einen Stein-Koloss zu errichten. Die klappbvare Anlage von Rheine kommt auch für Zons und Stürzelberg infrage und ist die bessere Lösung.“

An Pamatats Seite steht Erik Heinen vom Bundeswehr-Reservistenverband. Die Frauen und Männer stehen bereit, in Windeseile die versenkbaren Wände aufzubauen, wenn ein Jahrhunderthochwasser droht, was ja stets rechtzeitig angekündigt wird.

Ob sich die Bezirksregierung Düsseldorf auf die Idee von Bauers und Pamatat einlässt, muss abgewartet werden. Als Deichaufsichtsbehörde überwacht und koordiniert sie alle Aktivitäten im Regierungsbezirk. Das Aufgabenspektrum reicht von der Genehmigung der Deichbauvorhaben über die Bewilligung von Fördermitteln bis hin zur Bau- und Betriebsüberwachung der Hochwasserschutzanlagen.
Die Bezirksregierung Düsseldorf ist auch Aufsichtsbehörde über die einzelnen hochwasserschutzpflichtigen Deichverbände und Kommunen.
Rund 280 Kilometer an Hauptdeichen und sonstigen Hochwasserschutzanlagen befinden sich am Rhein im Regierungsbezirk Düsseldorf. Alle Deichanlagen im Regierungsbezirk schützen bis zu einer Höhe eines festgelegten Bemessungshochwassers. Das ist nun neu justiert worden, so dass eine Erhöhung der Mauer um einen Meter zwingend notwendig ist. „Das bestreiten wir vom Erbentag auch nicht“, so Adolf Robert Pamatat. „Allerdings wehren wir uns, dass die schreckliche Mauer als alternativlos angesehen wird.“

Dabei skizziert der Jurist ein anderes Problem: Der Hochwasserschutz im Kölner Norden ist viel schlechter als der in Dormagen und würde weit unter der Mauer in Zons leigen. Bei einem Jahrhunderthochwasser würde eine Flutwelle die Dormagener Hochwasserschutzanlagen umgehen und sozusagen „hinter der Front“ von Worringen aus das Dormagener Stadtgebiet überfluten.

Hochwasserschutz ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Daher fordert Rechtsanwalt Adolf  Pamatat auch, dass nicht nur die Rheinfelder, Zonser und Stürzelberger Deichgebühren zahlen müssen, sondern alle Grundstückseigentümer im Dormagener Stadtgebiet. „Die dann auf viele Schultern verteilten Lasten sind minimal.“ Denn der Hochwasserschutz nutze auch den Nievenheimern, Gohrern oder Hackenbroichern. Deren Abwassersystem ist an die Rheinfelder Kläranalage angebunden. Sollte diese „absaufen“, würden die Fäkalien aus dem gesamten Dormagener Stadtgebiet nicht mehr abfließen können. Kanäle würden verstopfen, der Rücklauf der Fäkalien könnte im gesamten Stadtgebiet Seuchen auslösen. Hochwasserschutz sei für die gesamte Stadt Dormagen wichtig!   Frank Möll

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